Rückkehr zum Glauben

Ich grüße dich. Du warst als heller Stern
An meinem Himmel leuchtend aufgegangen.
Dein Licht, es zeigte mir den Weg zum Herrn,
An dessen Thron der Engel Chöre klangen.
Ich folgte dir gehorsam, hoch beglückt
Und ließ mir als dein dankbar staunend Eigen,
Dem Kreis der Erde mehr und mehr entrückt,
Der Allmacht und der Liebe Wunder zeigen.
Ich grüße dich, wie ich dich einst gegrüßt
An jedem Tag, den mir der Herr gegeben.
Vielleicht, vielleicht hab ich genug gebüßt
Und darf nun wieder für und durch dich leben.
Ich konnte, was mich leise dir entzog,
Mit meinem schwachen Auge nicht erkennen;
Nun aber weiß ich, daß es mich betrog,
Und lasse mich nicht wieder von dir trennen.
[164]
Ich grüße dich. Du bringst die Klarheit mir,
Und nun darf die Genesung ich erwarten.
Es schlägt mein Puls von Neuem auf zu dir,
Und ich, ich lach der Zweifel, die mich narrten.
Ich grüße dich so froh, so dankerfüllt;
Ich konnte irren, doch du mußtest siegen,
Und ob die Brandung hinter mir noch brüllt,
Du warst der Anker – – ich bin ihr entstiegen.
[165]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). May, Karl. Gedichte. Himmelsgedanken. Rückkehr zum Glauben. Rückkehr zum Glauben. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2FAD-6