Andacht

Sei mir gegrüßt in stiller Stunde,
Du liebes, frohes Händefalten!
Du trägst zum Himmel auf die Kunde,
Daß ich vertraue seinem Walten.
Des Tages Last ist mir genommen,
Und meine Seele ruht im Herrn;
Ich darf mit Dank und Bitten kommen,
Und ich, ich komme ja so gern.
Sei mir gegrüßt in stiller Stunde,
Du liebes, frohes Händefalten!
Du bringst vom Himmel mir die Kunde,
Daß mich des Vaters Hand wird halten.
Des Tages Stimmen sind verklungen,
Und meine Seele ruht im Herrn;
Es tönen in mir andre Zungen,
Und ich, ich höre sie so gern.
[138]
Sei mir gegrüßt in stiller Stunde,
Du liebes, frohes Händefalten!
Steig auf und nieder, Himmelskunde,
Mich für das Jenseits zu gestalten.
Will einst der letzte Tag verschwinden,
Ruht meine Seele in dem Herrn
Und wird die Heimath wiederfinden,
Nach der sie sucht so gern, so gern.
[139]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). May, Karl. Gedichte. Himmelsgedanken. Andacht. Andacht. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2E4A-A