Die Leiden

Es ging ein Schwert durch meine Seele,
Wie es einst durch Maria ging.
Ob ichs gesteh, ob ichs verhehle,
Daß ich zu sehr am Irdschen hing,
Es ward durch dieses Schwert getroffen,
Und ich, ich laß die Wunde offen.
Nun wird es langsam sich verbluten.
Zwar ists mein eignes Blut, das fließt,
Doch auch die Gegnerschaft des Guten,
Die aus der Wunde sich ergießt.
Ich laß das alte Leben rinnen,
Ein neues, bess'res zu gewinnen.
Es ist der große Zweck der Leiden,
Der durch die ganze Schöpfung geht:
Sie nahen nur, um auszuscheiden,
Was Gottes Rathschluß widersteht.
Ich will im Leid, das mir geschehen,
Nur göttliche Erziehung sehen.
[119]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). May, Karl. Gedichte. Himmelsgedanken. Die Leiden. Die Leiden. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2D47-9