Eulenspiegel

Wenn wir uns auf der Straße sehen,
Reißt's mich an allen Nerven fort,
Dir meine Neigung zu gestehen
Mit ungestümem Liebeswort.
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Ich seh' im Brande deiner Wangen,
In deiner Augen Demutsglut
Bejahung auf mein heiß Verlangen,
Und doch fehlt mir der Werbemut.
Vom Baume der Erkenntnis habe
Ich manche süße Frucht gepflückt,
Doch trug ich bald darauf zu Grabe
Die Hoffnungen, die mich entzückt.
Wenn wir uns küssend nie umschlossen,
Dann bleiben wir uns ideal,
Doch was errungen und genossen,
Das ist schon morgen welk und schal.
Drum will ich schnell vorüberschreiten
Mit stummem Munde, kaltem Blick,
Damit uns später nicht begleiten
Erinn'rungen an totes Glück.

Münster, Januar 1890

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Löns, Hermann. Gedichte. Junglaub. Eulenspiegel. Eulenspiegel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-235B-9