An die Ungezeugten

Euch, welche noch zum Leben nicht
Der Samen hat geweckt,
Euch, die noch vor dem grellen Licht
Der Mutterleib bedeckt,
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Euch gilt unser Schreiben und Streiten,
Die Wege euch vorzubereiten.
Wir schwingen mit Begeisterung
Das scharfe Wahrheitsbeil
Und hacken, roden Stamm und Strunk
Vom Urwald »Vorurteil«,
Damit ihr freie Wege wandelt
Und ohne Hindernis handelt.
Wir fasten und wir frieren gern
In Schmach und Schmutz gebannt,
Uns stählt ein heller Hoffnungsstern
Die arbeitsschwarze Hand,
Was liegt an uns Verlornen,
Es leben die Ungebornen!
Ein freies, schönes Menschengeschlecht,
Gottähnlich sollt ihr sein,
Ein einigstarkes Liebesrecht
Wird euer König sein –
Amen und diesen Glauben
Soll uns kein Knechtmensch rauben.

Münster, August 1890

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TextGrid Repository (2012). Löns, Hermann. Gedichte. Junglaub. An die Ungezeugten. An die Ungezeugten. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-20D3-2