Lebensflucht

Untiefen unten, Sandbank und Riff,
Oben die hüpfenden Wogen,
Eng zwischen Boje und Feuerschiff
Ist uns die Fahrbahn gezogen.
Gutes, rotbäckiges Menschenvolk
Freut sich der sicheren Wasser.
Mich widert an der umfriedigte Kolk,
Stets war davon ich ein Hasser.
Südlich der sandige Gelbdünenstrand,
Nördlich der Felsinsel Höhen –
Zwischen vier sichere Punkte gebannt
Sich unsre Hoffnungen drehen.
Laßt mir das Boot in die Salzflut hinein,
Steuer nicht brauch' ich noch Ruder –
Nun lebe wohl, du Geliebte mein,
Vater und Mutter und Bruder.
Hinter mir nebelt im Wogengebraus
Strandland als Fata Morgana,
Lachend fahr' ich in das Graue hinaus,
Grenzenlos winkt mir Nirwana.

Münster, Mai 1890

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TextGrid Repository (2012). Löns, Hermann. Gedichte. Junglaub. Lebensflucht. Lebensflucht. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-204B-3