[413] Der Verschwender

(22. September 1907.)


Schorses Leben war ein wüstes,
Jeden Abend war er voll,
Keine Nacht war er zu Hause,
Ja, er trieb es allzutoll.
Und er sumpfte und er liebte,
Jeute nach der Schwierigkeit,
Hielt sich Autos und Mätressen,
Manchmal zwei zu gleicher Zeit.
In dem Buffet war er Stammgast
Und in jeder Bar zu Haus,
Jede Biermamsell die kannte
Schorse und sie zog ihn aus.
Die Verwandtschaft sah mit Kummer,
Wie so wüst es Schorse trieb,
Daß vom Gelde seiner Eltern
Immer weniger übrigblieb.
Doch sie konnten es nicht hindern,
Schorse, der blieb in der Norm,
So ein Leben, wie sein Leben,
Hört zur bessern Lebensform.
Endlich ward er pathologisch,
Denn das Bürgerrecht erstand
Er sich, ohne daß er's wußte,
Rein aus Mangel an Verstand.
»Also mit dem Geld zu aasen,
Geht zu weit,« so sprach man; schnell
Ward entmündigt der Verschwender,
Steht nun unter Kuratel.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Löns, Hermann. Gedichte. Ulenspeigels Ausgewählte Lieder. Der Verschwender. Der Verschwender. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-1F80-E