32.
Von einem Landstreicher

Ein Künstler war nechst hier, der suff nur Wasser ein,
Gab wieder doch herauß gebrant- und rothen Wein
Und Wasser von Anis, von Ziemet und Violen,
Von Rosen, andrem mehr, gantz frey und unverholen.
[316]
Natürlich war es nur; es war nicht Zauberey,
Es blieb doch Wasser nur; List, Kunst war bloß dabey.
Also sind derer mehr, die zwar die Warheit nennen,
Befinden und verstehn, gar selten doch bekennen,
Wo was Verlust dabey. Um Nutz, um Ehr, um Gunst
Geht Warheit hinten nach, geht vor Betrug und Dunst.
Man redet lieblich Ding, was gerne wird gehöret;
Man stellt sich knechtisch ietzt; man stellt sich als bethöret;
Man gibt, wie mans bedarff, nimmt alle Farben an,
Macht, daß man, wie man soll, nur bloß gefallen kan.
Was klar und wahr, taug nichts. Man laß es immer gehen,
Wanns um und um dann kümmt, bleibt Warheit doch bestehen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Logau, Friedrich von. Gedichte. Sinngedichte. Salomons von Golaw deutscher Sinn-Getichte andres Tausend. Desz andren Tausend fünfftes Hundert. 32. Von einem Landstreicher. 32. Von einem Landstreicher. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-0E8E-C