74.
Heuchler

Kirchen-gehen, Predigt-hören,
Singen, beten, andre lehren,
Seuffzen und gen Himmel schauen,
Nichts als nur vom Gott-vertrauen
Und vom glauben und vom lieben
Und von andrem Guts-verüben
Reden führen: ich wil meinen,
Die es thun, Gott sind die deinen.
O, noch lange nicht! im Rücken
Schmützen und von fornen schmücken,
Seinen Nechsten hassen, neiden,
Dessen bestes stets vermeiden,
Dessen Nachtheil emsig stifften,
Zungen-Honig, Hertzens-Gifften,
Jenes aussen, dieses innen
Lieblich, tückisch führen künnen:
Meinstu, daß dem Christen-Leben
Beydes ähnlich sey und eben?
Gott hat neben sich gesetzet
Auch den Nechsten; wird verletzet
Durch den Dienst, der ihn gleich liebet
Und den Nechsten übergibet;
Halbe Christen sind zu nennen,
Die da Gott und Nechsten trennen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Logau, Friedrich von. Gedichte. Sinngedichte. Salomons von Golaw Deutscher Sinn-Getichte erstes Tausend. Desz ersten Tausend achtes Hundert. 74. Heuchler. 74. Heuchler. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-08D4-7