Unheimlicher Teich
Zwei krause verkrüppelte Zwergeichen,
Weidengestrüpp, Feldsteine, und
Ein alter, weggeworfener, zerrissener,
Halbverfaulter, verlassener Stiefel.
Im Schilf lärmt der Rohrspatz
In weiter Stille.
[53]
Langsam auf Brachfeld und Moor welkt der Tag,
Und blaß zwinkern drei, vier Sterne,
Wie Kätzchenäugelchen, die zum ersten Mal in die Welt blinzeln.
Es schweigt der Wind.
Eine Kuh brüllt auf fernen Feldern
In weiter Stille.
Still und einsam.
Aus der schwarzen Wasserlache
Steigt in lang weißem Gewand ein Priester.
Und in seiner Hand, hoch dem Haupte,
Glänzt die Monstranz.
Die Monstranz?
Vor zweihundert und etlichen Jahren
Sin die Schweden durchs Land gefahren,
Und ein wüster Blondgesell
Stahl aus der Kirche das Heiligste schnell
Und steckt in den Sack das Stück.
Doch hinter ihm her kam der Priester gerannt,
Ein junger, tapferer Prädikant,
Und kämpft es zurück.
Aber wehe, o weh,
Hinterm Busch im Klee,
Lag des Schweden Kamerad,
Von Axel Cederstolpe's Dragonern, Sven Grath
Die beiden schlugen den Priester tot,
Der hat in seiner letzten Not
Das Hostiengefäß gehalten,
Daß sich die Finger krallten in Wachs ...
... und sie warfen ihn ins Loch.
[54]
Allabendlich doch,
Wenn das letzte Rot verschwommen,
Und die ersten Sterne kommen,
Steht er tieftraurig auf dem Teiche.
Gestern kam der alte Kuhhirte Hans
Vom Jahrmarkt etwas schwer des Weges daher,
Der sah den Priester und die Monstranz.
Den alten Hans fanden wir heute Morgen
Als Leiche.