Elftes Kapitel
Nur zwei Jahre blieben wir in der Vorstadt wohnen. Mein Vater hatte ein neues Geschäft, einen Weinhandel unternommen, und da er seine Lager zum großen Theil in der Kneiphöfischen Langgasse, und der von ihr nach dem Kai herabführenden Kaistraße hatte, in der auch sein Comptoir sich befand, wurde unsere Uebersiedelung nach dem Kneiphof für ihn wünschenswerth.
Solche Betrübniß, wie wir beim Verlassen des alten Hauses in der Brodbänkenstraße empfunden hatten, fühlte jetzt Keiner von uns, obschon wir den Garten und den Hof verloren. Aber wir kamen wieder in meines Vaters unmittelbare Nähe, er konnte wieder mehr bei uns sein, und da wir ein Haus am Kai bezogen, entschädigte uns die Aussicht auf den Pregel und auf die Schiffe für den Garten und den Hof.
Ich war in den zwei Jahren ein wahrer Lesewolf geworden, und was meine Mutter auch that, mich von der überwiegenden Neigung zum Lernen und von der Unlust an jeder häuslichen Arbeit, ja von jeder Arbeit, die nicht geistig war, zu heilen, es schlug Alles fehl. Meine Mutter war darüber sehr betrübt; sie fühlte sich [176] persönlich davon gekränkt. Zu Allem, was sie trieb, was ich mit ihr treiben sollte, mußte ich mit Strenge angehalten werden; zu Allem, was der Vater in seinen wenigen freien Stunden mit mir vornahm, war ich aufgelegt und fröhlich. Ich fühlte das selbst, ich war sogar sehr unglücklich, wenn die Mutter immer über mich klagte, ich quälte mich auch mit guten Vorsätzen, aber es blieb immer der alte Vorwurf, daß ich finster und mürrisch sei, wenn ich Etwas zu leisten hätte, daß ich Alles nur mit halbem Sinne und mit halben Händen thue, und wie die Mutter sonst meine Neigung zum Lernen angefeuert hatte, so zwang der Vater mich jetzt zu bestimmten Verrichtungen im Haushalt, die ich alle nur mit innerm Widerstreben besorgte, weil ich einsah, daß sie im Grunde die Haushälterin eben so gut ausführen konnte, und daß man sie mich nur machen ließ, eben weil ich sie ungern und schlecht verrichtete. Wenig Tage vergingen, an denen mir die Mutter nicht vorhielt, daß Nichts widerwärtiger und unbrauchbarer sei, als ein gelehrtes unpraktisches Frauenzimmer, und daß ich alle Aussicht hätte, ein solches zu werden; wenig Wochen, in denen der Vater mich nicht daran erinnerte, daß wir unvermögend wären, daß die Haushälterin so bald als möglich abgeschafft, und ich der Mutter, deren Gesundheit sehr schwankend war, eine Hilfe werden müßte. Ich konnte dann Nichts thun, als weinend versichern, daß ich das auch Alles einmal sehr gerne erfüllen wollte, wenn man es mich allein und ordentlich machen lassen würde, aber so nachzulaufen, das sei mir unausstehlich, und dafür könne ich doch etwas Andres und Bessres thun.
[177] Im Grunde war ich dabei vollkommen in meinem Rechte. Kinder fühlen es sehr leicht heraus, ob das, was man ihnen aufträgt, etwas Zweckmäßiges und Nothwendiges ist, und dies besorgen sie in der Regel, weil es ihnen ein Gefühl von Wichtigkeit giebt, mit großem Vergnügen. Sie haben einen ganz bestimmten Trieb zum Helfen. Aber gegen die Verrichtungen, welche man ihnen nur als Uebung auferlegt, hegen sie eine ebenso bestimmte Unlust, und das erkannten die Eltern nicht. Hätte man mir z.B. aufgegeben, meine jüngeren Geschwister anzuziehen, oder sonst für sie zu sorgen, so hätte mir das Vergnügen gemacht. Aber durch die Stuben zu gehen und nachzusehen, ob irgend Etwas liegen geblieben sei, oder Nachmittags beim Kaffee den Zucker zu verschließen, wenn die Haushälterin alles Uebrige forträumte, das machte mich verdrießlich an und für sich, und da die desfallsigen Klagen vor dem Vater immer von der Mutter ausgingen, machte es mich mißmüthig gegen die Mutter, von der ich mir – ohne allen und jeden Grund – endlich einbildete, daß sie meinen ältesten Bruder und meine Schwester, welche durch den Tod der beiden Brüderchen lange die Jüngste geblieben war, viel lieber hätte als mich.
Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn der Vater mir manchmal bei meinen Vertheidigungen Recht gegeben hätte. Aber gegen den Tadel der Mutter, wie gegen den seinen, gab es keine Appellation, und da ich bei meinen Vertheidigungen immer sehr erschüttert und gerührt war, und leicht zu weinen anfing, was der Vater nicht leiden konnte, so endigten die Scenen in der Regel [178] damit, daß die Ermahnung mit den Worten schloß: sieh einmal in den Spiegel, wie häßlich ein mürrisches Frauenzimmer aussieht! Höre zu weinen auf, bitte die Mutter um Verzeihung, und nimm Dich zusammen! –
Der Vater küßte mich dann, ich ging auch um Vergebung zu bitten, ohne irgend überzeugt zu sein, daß ich Unrecht gehabt hätte, und nur der Vorsatz, mir das Weinen abzugewöhnen und mir womöglich neuen Tadel des Vaters zu ersparen, stand in mir fest. Der Tadel der Mutter war mir, weil er sich zu oft wiederholte, und bei ihrer Kränklichkeit auch heftiger wurde als die Sache es verdiente, allmählig gleichgültig geworden. Ich hielt die Mutter für ungerecht, und das um so mehr, weil mir in der Schule jetzt Niemand mehr den Vorwurf der Unordnung oder der Lässigkeit zu machen hatte.
Ich war, als wir wieder in die Stadt zurückzogen, eilf Jahre alt, und eben in die erste Klasse gekommen. Meine Mitschülerinnen befanden sich Alle zwischen dem dreizehnten und fünfzehnten Jahre, mein Selbstgefühl nährte sich daran, meine Zeugnisse, die ich von jenem Zeitpunkte ab noch besitze, erkannten mir musterhaften Fleiß, musterhafte Aufmerksamkeit und Ordnung zu, ich wußte auch, daß ich fleißig und ordentlich sei, und das machte mich gegen den häuslichen Tadel nur noch empfindlicher und reizbarer. Ich war glücklich bei meinen Lehrern, glücklich bei meinem Vater, nur bei der Mutter war ich es nicht, an der alle meine übrigen Geschwister mit der größten Liebe hingen, und die es auch mir an keiner Art von Liebe fehlen ließ. Es ist das eines von den Räthseln, die sich in irgend einer Weise in den [179] meisten Familien wieder finden. Ich kann es mit der größten Bestimmtheit sagen, daß es nie in meinem Leben eine Zeit gegeben hat, in welcher ich im innersten Herzen die Mutter nicht sehr geliebt hätte; aber ich war ihr, so sehr sie Alles, was ich Gutes haben mochte, anerkannte, ja überschätzte, nie so nach ihrem Sinne, wie ihre andern Kinder. Wir konnten uns niemals recht aus dem tiefsten Wesen heraus zusammenfinden, und weil die Mutter darüber eine Art von Bewußtsein hatte, nahm sie meine bisweilen überwallenden Zärtlichkeitsbezeugungen nicht immer mit dem herzlichen Entgegenkommen wie der Vater auf. Ich kniete z.B. überhaupt gern, und besonders gern vor den Eltern, wenn sie auf dem Sopha saßen und sprachen, ich küßte sie gern. Mein Vater ließ das Eine geschehen und erwiderte das Andre, meine Mutter hieß mich bisweilen aufstehen. Sie war im äußern Ausdruck ihrer Liebe nicht so warm als der Vater, und weniger geliebt, wie ich mich glaubte, trug das geringste Mißempfinden, das ich fühlte, dazu bei, mich einer Seits in mich selbst zurückzuweisen, und andrer Seits mich immer ausschließlicher an den Vater zu fesseln.
Mit allem, was ich in der Schule trieb, war ich ohnehin auf ihn gewiesen, und es war mir dort mit dem Eintritt in die erste Klasse in doppeltem Sinne ein neues Leben aufgegangen.
Wir hatten schon in der zweiten Klasse viel Geschichte gelernt, viel deutsche Aufsätze gemacht, und auch eine besondere Deklamirstunde gehabt. Die deutschen Aufsätze hatte ein Herr Motherby geleitet, ein höchst [180] gebildeter Kaufmann, der wie mein Vater in der Krisis der Jahre zwanzig und einundzwanzig sein Vermögen verloren, und sich, da er einer in Preußen ansässig gewordenen englischen Familie angehörte, zum Sprachlehrer für das Englische, Französische und Deutsche gemacht hatte. Sein Unterricht in den Sprachen selbst war vortrefflich, seine Behandlung der Stylübungen langweilig. Die Thema's, welche er uns gab, waren unfruchtbar, die Art in welcher sie in der Stunde durchgenommen wurden, noch unfruchtbarer, und weder für die Entwicklung der Gedanken, noch für die Kunst, sie gut auszudrücken, konnte uns durch Herrn Motherby irgend eine Förderung erwachsen. Wir liebten die deutschen Stunden nicht, dafür liebten wir die Geschichtsstunden und die Deklamationsstunden um so mehr, aber hier hatte die Liebe für den Lehrer bei den ältern Mädchen einen großen Theil des Enthusiasmus zu vertreten, den die Klasse in seinen Stunden zeigte.
Herr Neumann war noch Student, und ein hübscher, blühender, blonder Mensch. Sein Verhalten gegen die Klasse war würdig und tadellos, er hätte sich nicht anders betragen können, wenn er zwanzig Jahre älter gewesen wäre. Aber er war von Natur freundlich, die Freundlichkeit stand ihm gut, die Klasse fand ihn bezaubernd, und ein Paar von den Großen – d.h. von denjenigen, welche damals die ersten Bänke einnahmen und zum Theil schon zum Confirmandenunterrichte gingen, waren gradezu in ihn verliebt. Sie schnitten aus den alten Heften seine handschriftlichen Censuren aus, um solche Schnitzel zum Andenken zu behalten; eine Blume, [181] die er etwa im Knopfloch getragen und liegen lassen hatte, weil sie welk geworden, war eine Reliquie, um die man sich stritt, und wem es zufällig einmal begegnet war, in einer Gesellschaft mit Herrn Neumann zu tanzen, der erzählte das Quartal hindurch von dem Ereigniß, und war, wie ich glaube, im Grunde sehr verwundert, daß Herr Neumann ihm noch keine Liebeserklärung gemacht hatte. Hörte man ihn kommen, so hieß es hie und da: ach da kommt der Engel! Ging er, so lief man an das Fenster, ihm nachzusehen, und der äußerst unschuldige Gegenstand aller dieser Backfisch-Zärtlichkeit hatte davon sicherlich keine Ahnung.
Ich war am Anfang sehr verwundert über das Gebahren, und da ich mit dem Worte sehr rasch bei der Hand war, hatte ich, als eine der Aeltesten und Begeistertsten mir, der Jüngsten, die unverdiente Ehre erzeigte, mich zur Vertrauten zu machen, spottend den Vers recitirt: »der Mond, der wandelt ruhig fort und läßt die Möpse bellen!« – Das Zutrauen der Liebenden und ihre gute Meinung hatte ich damit ein für alle Mal verscherzt; aber die Luft in einer Schulklasse ist ansteckend, und bald fand ich so gut wie die Andern, daß Herr Neumann »einzig« sei, wenn schon ich keine eigentliche Herzenszärtlichkeit für ihn hegte. Das Beste an der Sache war, daß wir sehr fleißig arbeiteten, um ihm zu gefallen, daß wir die längsten Gedichte auswendig lernten, und daß er also alle Ursache hatte, mit uns ebenso zufrieden zu sein, wie wir mit ihm.
Plötzlich verbreitete sich die Nachricht, Herr Neumann werde abgehen, um seine Examina zu machen, auch Herr [182] Motherby werde seine Stunden bei uns aufgeben, und wir würden für Geschichte und für alles, was mit der deutschen Sprache zusammenhing, einen neuen Lehrer bekommen.
Der Schrecken war groß. Die Ueberzeugung, daß für Herrn Neumann kein Ersatz zu finden, und daß sein Nachfolger höchst widerwärtig sein werde, stand in uns Allen unumstößlich fest, und nachdem Herr Neumann von der gerührten Klasse Abschied genommen hatte, sahen wir im Voraus mit erhabener Geringschätzung auf jeden Mann herab, der die Kühnheit haben wollte, den geliebten Lehrer zu ersetzen.
Endlich an einem Dienstage um elf Uhr, zur Zeit der Deklamationsstunde, öffnete sich die Thüre, Herr Ulrich trat herein, hinter ihm ein kleiner Mann von etwa sechs und zwanzig Jahren, in einem grünen Rock, er selbst von unscheinbarem Aeußern. Das war Friedrich von Tippelskirch, ein Kandidat der Theologie. Und der wollte uns Herrn Neumann ersetzen!
Ein Blick empörten Einverständnisses flog von einem Auge zu dem andern. Wir fanden ihn häßlich, unserer unwürdig, das Gemeingefühl erklärte sich gegen ihn, und es war uns höchst gleichgültig, als Herr Ulrich uns ermahnte, in unserm bisherigen Fleiße auch bei dem neuen Lehrer fortzufahren, und Herr von Tippelskirch uns mit einer Stimme, die lange nicht so wohlklingend war, als die seines Vorgängers, versicherte, daß er von unserm guten Willen ebenso überzeugt sei, als wir es von dem seinigen sein dürften.
Als Herr Ulrich die Klasse verlassen hatte, sollte die [183] erste Schülerin Rechenschaft geben über das, was wir bisher getrieben hätten. Es kam aber Alles verkehrt heraus. Herr von Tippelskirch ließ das also auf sich beruhen, nahm ein Buch hervor und sagte, daß er uns Etwas vorlesen werde. Es waren Goethe's Gedichte. Er wählte Johanna Sebus. Kaum aber hatte er mit seiner dumpfen Stimme und einem uns ungewöhnlichen Pathos die ersten Worte: Der Damm zerreißt, das Meer erbraust, die Fluthen schäumen, der Sturmwind saust! – ausgesprochen, als die ganze Klasse in ein lautes Lachen ausbrach, und übermüthig und spöttisch, wie solche Mädchenschaar es ist, dies Lachen geflissentlich steigerte. Ohne eine Miene zu verziehen, legte Herr von Tippelskirch das Buch aus der Hand, sah uns ruhig an und sagte: ich werde warten, bis Sie fertig sind! –
Das kam uns überraschend, das war etwas Andres als die Heftigkeit und der Zorn des Direktors, etwas Andres als die zutrauensvolle Freundlichkeit des abgegangenen Lehrers. Wir waren erschrocken, Alles wurde augenblicklich still, Herr von Tippelskirch las dieselben Verse ganz in derselben Weise noch einmal, es lachte Niemand mehr, und er hatte seine Herrschaft festgestellt, wenn die Mehrzahl sie auch noch mit Widerstreben trug.
Als er fortging, war Alles in Aufruhr. Die Einen fanden ihn grundhäßlich, die Andern lächerlich, die Dritten so unhöflich, daß man sich es nicht gefallen lassen dürfe und ihm durch Trotz bessere Sitte beibringen müsse. Es waren aber auch einige Mädchen da, auf welche er einen großen Eindruck durch seine ruhige Entschlossenheit gemacht hatte, und zu diesen gehörte ich.
[184] Er hatte in der Stunde das Gedicht durchgenommen und erklärt, wie ich bis dahin noch Nichts erklären gehört hatte. Das Gedicht, welches ich lange vorher auswendig gelernt, schien mir ein ganz andres geworden zu sein. Verwunderung, Neugier und ein unbewußtes Gefühl von Verehrung machten mich auf den Fortgang dieses Unterrichts begierig, und dieser hielt weit mehr als ich zu erwarten verstanden hätte.
Es kam mit Herrn von Tippelskirch ein anderer, ein höherer Sinn in unsern Unterricht. Bisher hatten wir gelernt, um »tüchtig zu werden und unsern Verstand auszubilden«, wie Herr Ulrich es nannte, oder wir hatten auch ohne allen Nebengedanken gelernt, weil wir eben in die Schule gingen und unsere Aufgaben machen mußten. Der neue Lehrer wies uns ein höheres Ziel, und ich werde es nie vergessen, wie zum ersten Male die Worte an mein Ohr klangen: daß es die Aufgabe des Menschen sei, beständig ein sittliches Ideal vor Augen zu haben, und diesem nachzustreben mit allem Thun und Denken. – Es fiel wie eine Offenbarung in mein Leben.
Was Herr von Tippelskirch für meine Mitschülerinnen gewesen ist, weiß ich nicht zu sagen. Ueber mich gewann er in kürzester Zeit eine unbedingte Herrschaft, und ich hatte in seine Worte und in sein Wesen ein felsenfestes Vertrauen, weil ich tagtäglich den guten Einfluß fühlte, den er auf mich übte. Ihm, seiner ruhigen Milde, seinem sanft aufklärenden Worte, seinem Eingehen in unsere Eigenheiten, verdanke ich persönlich mehr, als allen meinen andern Lehrern zusammen. Er brachte mich zu der Einsicht, daß das bloße Wissen unfruchtbar [185] sei, daß alles Lernen Nichts nütze, wenn es nur dem Kopfe zu Gute käme, und daß es der Güte und der Liebe bedürfe, um für sich und Andere ersprießlich zu machen, was man geistig erwerbe.
Es war überhaupt mit unserer Schule eine Wandlung vorgegangen. Noch als ich in der zweiten Klasse saß, waren die Knabenschule und die Mädchenschule getrennt und in verschiedene Gebäude verlegt worden. Mit der Knabenschule verband sich jetzt ein Pensionat, Madame Ulrich war also häuslich mehr beschäftigt, hatte den Unterricht in den Mädchenklassen fast ganz aufgeben müssen, und da auch Mademoiselle Aune ausgetreten war, so hatten einige neue Lehrerinnen ihre Stellen ersetzt. Es waren ein Fräulein von Derschau und eine Mademoiselle Kohlhoff, beide, eben so wie Herr von Tippelskirch, Anhänger des Prediger Ebel, der schon seit langen Jahren den Religionsunterricht in der Schule ertheilte – derselbe Ebel, der später, wie ich schon erwähnte, in dem Proceß gegen die Mucker eine so traurige Berühmtheit erlangt hat.
Schon damals war man auf das Wesen der Ebelianer, auf ihre große Kirchlichkeit, auf die fast herrenhutische Einfachheit, mit welcher die Frauen sich kleideten, auf ihr festes Zusammenhalten, auf ihre Betstunden, auf ihre weitreichende Armenpflege aufmerksam geworden. Man nannte sie Pietisten, man nannte sie auch damals schon Mucker, und ich erinnere mich, daß es auffiel, wie unsere Schule mehr und mehr mit Lehrern besetzt wurde, welche Ebelianer waren. Man hatte aber zu Ulrichs gesunder Vernunft großes Zutrauen, die Eltern [186] der Schüler kannten auch Ebels Wirksamkeit an der Schule als eine durchaus vortreffliche, und wir Alle konnten keine bessern Lehrer und Lehrerinnen wünschen, als er und seine Anhänger es uns waren.
Ich selbst hatte etwa von meinem achten Jahre ab den Religionsunterricht bei Ebel gehabt, und liebte ihn persönlich von ganzem Herzen. Eben als ich in seine Klasse kam, hatte er eine mir gleichaltrige Tochter verloren, und wie die Andern mir sagten, mich um deshalb noch herzlicher als gewöhnlich aufgenommen. Er war ein ziemlich großer, schlanker Mann, mit einem sehr edeln und ernsten Gesichte. Seine großen dunkeln Augen, seine bleiche Farbe und ein glänzend schwarzes Haar, das er gescheitelt und etwas länger als sonst üblich trug, gaben ihm einen besondern Ausdruck. Er hatte feine Hände, und wenn er diese gefaltet hatte und seine Augen zum Gebet erhob, sah er wirklich wie ein Apostel aus. Seine Stimme war ergreifend, sein Vortrag von großer Kraft! Man hatte immer den Glauben, daß er aus tiefstem Herzen spreche, und ich bin auch jetzt noch überzeugt, daß dieses sein Fall war.
Gleich in einer der ersten Stunden, welche wir bei ihm hatten, kam es zwischen mir und ihm zu einer wunderlichen Erörterung. Wir hatten bis dahin bei Madame Ulrich die biblischen Geschichten von Kohlrausch gelesen. Ebel trug uns dieselben frei und mündlich vor, und sei es nun daß diese mir neue Weise mir für Unterbrechungen geeignet, oder gar wie eine Art von Unterhaltung scheinen mochte, – genug, als Ebel uns die Geschichte von der Schlange erzählte, sagte ich mitten [187] in der Stille der Stunde ganz laut: das glaube ich nicht, Schlangen können nicht sprechen!
Ebel sah mich an und fragte, wer mir das gesagt habe? Ich versetzte, das hätte mir Niemand gesagt, das wisse ich von selbst, kein Thier könne sprechen. – Gewiß nicht! bedeutete Ebel, wenn Gott es ihm nicht giebt! –
Ich verstummte. Das war auch gewiß Alles, was Ebel in dem Augenblicke beabsichtigt hatte, aber meine Zweifel waren nicht beschwichtigt, und an irgend ein Wunder geglaubt zu haben, kann ich mich überhaupt nicht erinnern.
Mein Unglaube hatte übrigens meine Neigung für Ebel, und ich denke auch seinen Antheil für mich, nicht vermindert. Er war immer gut und freundlich zu uns Allen. Sein Unterricht war durchaus einfach, ohne alle Ueberspannung, seine Morallehren völlig unserm Verständniß angemessen. Er muthete uns keine Art von Selbstverläugnung zu, die über unserm Alter lag, er nahm uns nicht, wie man es ihm nachgesagt hat, die Freude und die Lust an den Außendingen, und die Art und Weise, in welcher er uns später die Geschichte Christi und namentlich die Passionsgeschichte erzählte, schwebt mir als ein Meisterwerk feuriger, lebengebender Beredsamkeit vor. Er machte, daß wir an Allem mit dem Herzen Theil nahmen, daß wir ein menschliches Mitgefühl mit den Personen der christlichen Geschichte empfanden, daß die Geburt des Christkindes uns freute, daß wir den liebevollen Jesus liebten, daß sein Tod uns schmerzte, wie wenn es einen Mitlebenden gegolten hätte, und erst als wir, ich möchte sagen, menschlich Eins [188] geworden waren mit Jesus, hob er ihn aus dem Bereich, in welchem wir ihn hatten erfassen können, zu einer höhern Sphäre, zum Gottmenschen und Gottessohn empor, unsere menschliche Liebe in anbetend Verehrung umgestaltend. Es war das der Weg, den die Menschheit selbst in ihrem Verhältniß zu dem Gekreuzigten genommen hatte, und grade darum war er so wirksam. In wie weit Ebel dabei seinem Instinkte oder einer Berechnung folgte, das war für uns völlig gleichgültig.
Mit dem Auswendiglernen von Geboten, Glaubenssätzen und Liedern hielt er es auch sehr vernünftig. Wir lernten die Erstern nur, weil das nothwendig war, aber die Erklärungen waren edel und förderlich, und von Gesängen lernten wir Nichts als die wirklich schönen: die Lieder von Gerhard, von Flemming, von Luther und die ihnen ähnlichen; Lieder, an deren Versen ich noch oft eine Freude habe, so weit meine jetzige Ueberzeugung auch von dem Standpunkte abliegt, auf welchem jene frommen Dichter sich befanden. Mit einem Worte: Ebel's Wirksamkeit an der Schule war eine höchst liebevolle, höchst förderliche und ganz ungetrübte. Und dies Zeugniß werden ohne alle Frage meine sämmtlichen Mitschülerinnen nicht nur ihm, sondern allen seinen Anhängern, so viel ihrer unter uns thätig waren, eben so dankbar geben als ich.
Was nun Herrn von Tippelskirch anbetraf, so hatte er nicht das fortreißende Feuer von Ebel, aber dafür, wenigstens nach meinem Empfinden, eine noch überzeugendere Ruhe und eine Liebe für alles Gute und poetisch Schöne, die mich fest zu ihm hinzog. Alle seine Aufgaben [189] nöthigten uns zum Nachdenken, aber es war nicht unser Scharfsinn, den er in Bewegung setzte, sondern unser Gemüth. Bald erklärten wir einen sinnvollen Schiller'schen oder Goethe'schen Spruch, bald schrieben wir Herder'sche Paramythien auf, die er uns vorgelesen hatte, bald übertrugen wir Gedichte, die er genau ihrer Bedeutung nach mit uns durchgenommen hatte, in Prosa, und machten unsere eignen Bemerkungen dazu, und hie und da geschah es auch wohl, daß er uns aus dichterischen Reisewerken vorlas, die wir dann in Briefform oder in Form eines Berichtes wiederzugeben hatten.
Mir wurden diese Aufsätze zum größten Genusse. Ein Theil meines geringen Taschengeldes ging darauf hin, das schönste Papier und die feinsten Deckel für meine Hefte zu beschaffen, und ich wüßte nicht, daß ich in der Zeit irgend eine liebere Beschäftigung gekannt hätte, als deutsche Aufsätze zu schreiben.
Ich war Etwas über zwölf Jahre alt, als Herr von Tippelskirch uns einmal die Schilderung einer Besteigung des Aetna und einen Sonnenaufgang auf demselben vorlas, die wir nacherzählen sollten. Ich machte mich, weil die Beschreibung mir sehr gefallen hatte, mit Eifer an die Arbeit, und da ich die Fähigkeit gewonnen hatte, solche Aufsätze gleich in der Reinschrift anzufertigen, brachte ich zwölf oder vierzehn Seiten zusammen, in denen ich allerlei Eignes dem Gehörten beimischte, und viel Sternenlicht und Morgenroth und Alpenblumen, und was mir sonst noch an derartigem Material zu Gebote stand, verwendete. In der Freude an der Arbeit hatte ich aber wahrscheinlich versäumt sie ordentlich durchzulesen, [190] und erschrak daher nicht wenig, als ich mein Buch zurück erhielt, und mit der feinen Handschrift unseres Lehrers die sündhafte Zahl von zehn Fehlern angemerkt fand, denen obenein noch eine lange Nachschrift folgte. Sie lautet also: »Obschon durch Unachtsamkeit zehn Fehler in dem Aufsatze sind, ist er dem Inhalte nach sehr gut. Die Phantasie der Verfasserin, diese eben so schöne als gefährliche Gottesgabe, kann ihr einst eben so viele Freude und Glück gewähren, als Schaden, wenn sie dieselbe nicht stets unter dem strengsten Zügel der Vernunft und Sittlichkeit erhält!«
Herr von Tippelskirch sprach kein Wort über diese Nachschrift, sondern tadelte mich nur über die Schreibfehler, mir jedoch lag die Censur den ganzen Morgen fortwährend im Sinne. In der Klasse machten sie Witze über das Prädikat »die Verfasserin«, das sonst nicht gebräuchlich bei den Unterschriften war, und ich hatte eine Mißempfindung darüber, daß mein guter Aufsatz mir eigentlich Nichts eingetragen hatte, als eine Ermahnung, zu der irgend welchen Anlaß gegeben zu haben, ich mir nicht bewußt war. Was hatte ich denn verbrochen, daß ich besonders zur Vernunft und Sittlichkeit ermahnt werden mußte? Was sollte der Vater von der Unterschrift denken, dem ich meine Censuren regelmäßig vorzulegen hatte?
Der Vater machte jedoch gar keine Bemerkung darüber, und die Sache ging im Augenblicke vorbei. Aber im Innern beschäftigte mich doch die Frage, was es mit meiner Phantasie wohl auf sich haben möge, und ob ich, da die Aufsätze mir so gut gelangen, nicht auch Gedichte [191] machen könnte? Es kam jedoch, weil wir weit mehr als billig und gesund mit Arbeit überhäuft waren, zu poetischen Versuchen niemals. Wir hatten buchstäblich an den Schultagen keine Zeit dazu, denn wir waren häufig genöthigt, auch noch eine Stunde nach dem Abendessen an die Beendigung unserer Aufgaben zu wenden, und die einzigen Verse, welche ich in meiner Kindheit gemacht habe, wurden in den Zwischenstunden auf ein Blättchen des Diariums geschrieben. Sie galten der Freude über Umschlagetücher von Bourre de soie, welche meine liebste Freundin und ich erhalten hatten, und sie waren recht schlecht und kindisch.
Neben den Ansprüchen, welche die Schule an uns machte, wurden im Hause die Anforderungen an mich ebenfalls größer, und die ganze Erziehung ernster und strenger. Es waren nach dem Tode unserer Brüderchen, während wir in der Vorstadt wohnten, zu mir und meiner Schwester Clara noch zwei Mädchen hinzugekommen, eine fünfte Tochter wurde den Eltern geboren, bald nachdem wir an den Kai gezogen waren, und obschon meines Vaters Geschäfte wieder aufwärts gingen, waren seine Sorgen und die Arbeit und Mühe meiner Mutter bei einer Familie von sieben Kindern, bei einem Haushalt, der durch die im Hause lebenden Commis noch beschwerlicher wurde, doch übermäßig groß. Meiner Mutter Gesundheit hatte durch ihre Wochenbetten, durch Sorgen und Beunruhigungen sehr gelitten; sie sollte sich schonen, der Vater ermahnte dazu und that für sie was er konnte; aber bei einer solchen Kinderschaar ist für eine gewissenhafte Mutter an Rast und Pflege nicht viel [192] zu denken, am wenigsten, wenn sie gezwungen ist auf jede Weise zu sparen, und wenn dem Hause und der Familie daneben das Nothwendige gewährt und der Anstrich der Wohlanständigkeit erhalten werden soll.
Was meine Mutter in diesen Jahren geleistet hat, war bewundernswerth; was sie meinem Vater durch ihre Bereitwilligkeit zu jeder Einrichtung, durch ihre Zufriedenheit und Genügsamkeit gewesen ist, das kann nur eine Frau mit einem sehr liebevollen Herzen sein, und es war dabei sehr in Rechnung zu bringen, daß sie im Reichthum erzogen, und daß Nahrungssorgen und Entbehrungen ihr in ihrer Jugend fremd gewesen waren.
Bald nachdem wir in die Stadt gezogen, hatte mein Vater neben dem Weinhandel, den er im Großen betrieb, es für zweckmäßig erachtet, in den Souterrains unseres Vorderhauses eine Weinstube zu eröffnen. Das Haus bestand nämlich aus zwei Gebäuden, dem in der Langgasse gelegenen Vorderhause, und dem Hinterhause am Kai, das wir bewohnten, die durch ein langes Zwischengebäude voll Kammern und Remisen verbunden waren. Während nun der Vater persönlich auch den Detailhandel in der Weinstube leitete, und den Fremden, wenn es sein mußte, den Wein selbst reichte, den sie bestellt hatten, übernahm meine Mutter es, tagtäglich die Bereitung der Speisen zu überwachen, die Köchin zu kontrolliren, täglich mehrmals die beiden Treppen hinunter und ein Ende über die Straße zu gehen, um Alles in der Küche der Weinstube in Ordnung zu halten, und nie – so beschwerlich es ihr sein mußte – habe ich ein Wort der Klage darüber von ihr gehört, nie auch nur die Aeußerung[193] von ihr vernommen, daß es ihr schwer oder mühevoll sei. Eben so tapfer trug mein Vater seine Sorgen.
Dreißig Jahre lang habe ich an seinem Tische mein Brod gehabt, nie ist ein Wort der Sorge während der Mahlzeiten, nie ein Wort von seinen Geschäften im Hause, über seine Lippen gekommen. Wenn er kalt und durchfroren aus seinen Speichern und Lägern nach Hause kam, klagte er nicht über die Kälte, die er gelitten, sondern pries die Wärme, welche ihn zu Hause erwartete. Wenn er müde und matt in der Sommerhitze heim kam, hatte er freundliche Worte über den Schatten in den Zimmern, und was dies Menschenpaar einander an Liebe und Erleichterung, an Theilnahme und Freude bereiten konnte, das haben sie einander ihr Leben lang redlich geleistet.
Wenn der Vater nach Hause kehrte, fuhr er sich mit einer schnellen Bewegung durch sein reiches, schon im dreißigsten Jahre ergrautes Haar und über die schöne Stirn, als wolle er nun Alles verscheuchen, was ihn drückte. Dann umarmte und küßte er jedesmal die Mutter und diejenigen von uns, die ihm zunächst waren, und dann setzte er sich nieder, sein Mahl zu verzehren. Wenn er kam, stand Alles schon bereit, er nahm alle Mahlzeiten mit uns gemeinsam ein. Für jede Mahlzeit, selbst für den Imbiß, wurde, was auch im Hause zu thun sein mochte, der Tisch in aller Form gedeckt, und wenn das Tischzeug auch allmählich dünn und voller Ausbesserungen, das Geschirr auch geringer geworden war: in der alten formvollen Lebensweise wurde nicht das Geringste geändert, ja selbst die Möglichkeit [194] Andern beizustehen und zu helfen, suchten und wußten die Eltern sich zu erhalten.
Es hatten von jeher ein Paar unbemittelte Bekannte des Hauses an bestimmten Tagen bei uns zu Mittag gegessen. Der Eine, ein alter, sehr braver Mann, war einst Commis bei meinem Großvater väterlicher Seit's gewesen und lebte nun als Junggeselle in einem bescheidenen Stübchen, von den Zinsen seines kleinen Vermögens. Er hieß Götting, war aus Altona gebürtig, und ein Muster wohlanständiger Dürftigkeit. Der Andere war ein Schlesier, ein jüdischer Student der Medicin, und Beide blieben unsere Gäste nach wie vor, wenn auch der Tisch nicht mehr so gut besetzt war, als früher. Ich selbst war damals ein sehr mageres und bleiches Kind, hatte oftmals Kopfweh, und der Onkel Doktor, statt zu rathen, daß man mich nicht so viel arbeiten lasse, hatte angeordnet, daß man mich mäßig ernähre, und daß ich weder Kaffee noch Bier genießen solle. Ich hatte Beides ohnehin nie gemocht, die Verordnung war mir also nichts weniger als unangenehm; indeß dem alten Götting, der uns Kinder alle hatte geboren werden sehen, und der uns lieb hatte, fiel es auf. Er bot mir ein paar Mal aus seinem Glase zu trinken an, ich schlug es mit der Bemerkung aus, daß ich kein Bier bekommen solle, und er schwieg. An einem Nachmittage blieb er einmal länger da, als es seine Art war, und als der Vater schon wieder in das Comptoir gegangen und Herr Götting mit meiner Mutter allein war, kam er sehr verlegen an sie heran, küßte ihr die Hand, was er sonst nicht that, und sagte: Madame! wenn ich auch nicht [195] darüber rede, ich sehe doch, daß Sie sich sehr einschränken. Aber entziehen Sie dem mageren Kinde das Bier nicht. Ich will lieber auf meinen Tisch verzichten, nur das Kind soll Nichts entbehren! – Ihm waren dabei die Augen voll Wasser, und der Mutter liefen die Thränen herunter, als sie ihm, gerührt von seiner Liebe für mich, betheuerte, daß nur des Arztes ausdrücklicher Befehl sie bewogen habe, mir alle erhitzenden Getränke zu entziehen; und der alte Mann gab sich damit denn auch zufrieden und blieb Dienstags und Freitags unser Gast. Aber die Eltern haben ihm Beide den Zug nicht vergessen, haben ihn mir Beide erzählt, und den alten Mann, als er krank und schwach wurde und es uns wieder wohl und gut ging, bis an sein Ende treu gepflegt. – Auch dem Studenten wußte die Mutter mit der größten Rücksicht auszuhelfen, indem sie ihm abgelegte Kleidungsstücke meines Vaters zurecht machen ließ, und während sie selbst sich viel versagte, während sie manches nicht schaffen konnte, was sie gern für uns gehabt hätte, war sie immer bereit und hilfreich, den beiden Schwestern meines Vaters, deren Männer in derselben Zeit wie er ihr Vermögen verloren und die ebenfalls große Familien hatten, beizuspringen und sie zu unterstützen, wie es irgend anging. Die Mutter war neidlos und selbstlos wie wenig Andere.
Obschon mir nun eigentlich Nichts fehlte, was ich zu vermissen verstanden hätte, wußte ich doch genau, daß wir unbemittelt waren, und der Vater hielt darauf, mich dies nicht vergessen zu lassen. Bei allem was ich lernte, schärfte er mir ein, daß ich fleißig zu sein habe, einmal, [196] weil der Unterricht Geld koste, das ihm zu erwerben schwer falle, und zweitens, weil ich bald anfangen müsse, meine jüngern Geschwister zu unterrichten. Das galt namentlich von der Musik, zu der ich keine große Lust bezeigte.
Man hatte schon im siebenten Jahre mich darin zu unterrichten angefangen, und ich hatte Anfangs schnelle Fortschritte gemacht. Mein Lehrer, eben jener Herr Wiebe, dessen ich schon früher als eines entschiedenen Romantikers und eines sehr hübschen Menschen erwähnt, gab sich Mühe mit mir, und ich hatte ihn sehr lieb, ja ich war eigentlich verliebt in seine Schönheit, für die Kinder so überaus empfänglich sind. Er war schon brustleidend als mein Unterricht begann, und nach Jahr und Tag hatte das Uebel so sehr zugenommen, daß er oft Monate lang im Winter das Zimmer nicht verlassen konnte. Ich ging dann also zu ihm, meine Stunden zu nehmen. Er wohnte auf dem Königsgarten in einem alten Hause, aber in einer sehr freundlichen Parterrewohnung, welche seine Mutter, die mit ihren schneeweißen Haaren noch eben so hübsch aussah als ihr Sohn, wie ein wahres Schmuckkästchen geordnet hatte und erhielt. Ueberall hingen Bilder, immer blühten Blumen an dem Fenster, immer duftete es nach Reseda, und selbst wenn es draußen regnete und stürmte, war es bei Madame Wiebe wie im Frühling.
Mein Vater gab mir, wenn ich in die Stunde ging, jedesmal die Marke für den Lehrer mit, und zugleich eilf Groschen, die ich in eine bestimmte Sparbüchse thun mußte, aus welcher dann die Mutter am Ende des [197] Monats die sechs Thaler für sechszehn Unterrichtsstunden zahlte. Es sollte mir das, wie gesagt, den Werth der Stunden einschärfen. Wie es aber geht, daß auch gescheute Kinder auf Dummheiten verfallen, und wie es mir mein Leben lang im Besondern ergangen ist, daß wenn ich einfältig war, es immer eine große Dummheit gab, so hatte sich in meinem Kopfe, als ich etwa zehn Jahre alt war, der Gedanke festgesetzt, meine blaue Marke sei eben so gut Geldeswerth wie etwa die Tresorscheine, welche damals im Umlauf waren. Da passirte es mir, daß ich eines Tages auf dem Weg zur Stunde meine Marke verlor. Ich befand mich auf dem Königsgarten, wußte, daß ich die Marke auf dem Prinzessinplatz noch in der Hand gehabt hatte, und fing nun an den Weg zurückzulegen, um das blaue Schnippschen Papier – um, wie ich glaubte, die eilf Groschen zu suchen, welche zu erwerbendem Vater so schwer fiel. Während ich gegangen, war leichter Schnee vom Himmel gefallen und liegen geblieben, und ich wanderte nun immer hin und her, mit den Füßen den Schnee fortschiebend, um die Marke zu entdecken, wobei mir die Thränen reichlich aus den Augen rollten. Endlich war Herr Wiebe unruhig darüber geworden, daß ich nicht zur Stunde kam, weil die Eltern in solchem Falle sonst regelmäßig absagen ließen. In der Besorgniß, daß ich auf dem Wege zu Schaden gekommen sein könne, hatte mir Madame Wiebe ihr Dienstmädchen entgegen geschickt, das mich denn mit sich nahm, und halb erfroren, aufgelöst in Thränen, langte ich bei den guten Menschen an, ihnen schluchzend mein Unglück zu erzählen.
[198] Anderthalb Jahre später, im Anfang des Frühjahres, starb der schöne, sanfte Mensch, und ich bekam in einem Herrn Thomas, der sich einen Eleven der englischen Musikschule nannte, und mich meist nur Sachen von Clementi und Field spielen ließ, einen neuen Lehrer. Er erklärte, mit dem hübschen, geschmackvollen Vortrag sei es gar Nichts, Gründlichkeit sei die Hauptsache. Mit Gefühl zu spielen, worauf Wiebe großen Werth gelegt, das erlerne jedes Frauenzimmer von selbst. Geläufigkeit hätte ich mehr als mir gut sei, aber nun solle ich den Ernst der Musik kennen lernen, und wenn ich dabei Jahr und Tag Geduld haben wollte, dann sollten wir erleben, was damit gewonnen sein würde.
Meinen Eltern, die von Musik Beide Nichts verstanden, machten seine Reden, die er mit einer gewissen Derbheit vorbrachte, einen Eindruck. Um also mit dem Ernste gleich Ernst zu machen, wurde mir Clementi's »Einleitung in die Kunst, das Klavier zu spielen« angeschafft, und ein ganz erbarmungsloses Tonleiter- und Etüdenspiel wurde nun plötzlich mein täglich Brod. Langweiligere Stunden als diesen Musikunterricht habe ich nie ausgestanden. Ich nahm meine Lektionen am Mittwoch und Sonnabend von drei bis vier Uhr. Dann hatten wir Beide Mittag gegessen, mein Lehrer und ich, ich war unlustig, mein Lehrer schläfrig, ich orgelte und dudelte gleichgültig meine Tonleitern und Etüden herunter, mein Lehrer nickte bisweilen dabei ein, und ermunterte sich dann plötzlich, um mit seinen dicken Fingern ein paar Mal über die Tasten hin und her zu fahren, und mir mit hervorgestoßenen Worten seinen Tadel auszusprechen. [199] Ich dankte immer Gott, wenn er seine Marke in der Tasche und ich meine Stunde beendigt hatte.
Schlimmer noch als die Stunden waren aber die Uebungen. Der Mangel an Einsicht macht wortgläubig. Mein Vater schwor daher unbedenklich zu des Lehrers Fahne, und ich durfte in der täglich festgesetzten Uebungsstunde jetzt auch absolut Nichts als meine Etüden spielen. Weil ich diese nun leicht auswendig behielt, kam ich auf den Ausweg, mir ein Buch auf das Notenheft zu legen, und die ganze Stunde hindurch seelenvergnügt und nach Herzenslust zu lesen, während ich die Tonleitern und die Etüden abhaspelte. Kam Jemand in das Zimmer, so setzte ich mich auf das Buch, und ich habe dies Verfahren Jahre hindurch mit Beharrlichkeit durchgeführt, ohne daß man es gewahr worden wäre. Ja ich hatte es in diesem mechanischen Spiel zu solcher Sicherheit gebracht, daß ich später auch bei größern Musikstücken ruhig lesen konnte, wenn die Sachen mir erst einmal im Gedächtniß und in der Hand fest saßen. Welch ein sinnloses Spiel das gab, brauche ich nicht erst zu sagen.
Wie es dabei zuging, daß ich dennoch vorwärts kam, begreife ich nicht. Ich erlangte aber allmählich die Zufriedenheit meines Lehrers, er schenkte mir zur Erinnerung an meine Fortschritte eine Clementische Sonate, und wußte sich sehr viel mit seinem Unterricht, der mir immer lästig blieb, weil ich den Lehrer nicht mochte. Man sagte, er sei früher Zimmermann gewesen, und irgend Jemand hatte in meiner Gegenwart die Bemerkung gemacht: weil Zelter, der einst Maurer gewesen, ein großer Musiker geworden, und dabei zufällig grob sei, so halte [200] sich Herr Thomas, weil er Zimmermann gewesen und ungeschliffen sei, auch für einen großen Musiker. Empfänglich für das Komische und für den Witz, wie ich es war, verdarb der Ausspruch die Sache vollends. Ich hatte von da ab gar kein Zutrauen mehr zu meinem Lehrer, und ohne darüber zu sprechen, fing ich an, auf meine eigene Hand andere Dinge zu üben, als die, welche man mir aufgab. Da ich zu neuen Musikstücken nicht immer gelangen konnte, entstand in mir das Verlangen, mir selbst Etwas zu erfinden. Herr Wiebe hatte oftmals, wenn er bei uns gewesen war, lange im Dämmerlichte am Klavier phantasirt, und weil mir das so angenehm gewesen war, wollte ich mir gern selbst das Vergnügen bereiten, das ich damals empfunden hatte. Aber so oft ich mich auch im Dämmerlichte hinsetzen mochte, ich konnte die ersehnte Musik nicht erzeugen; ja selbst der Versuch, gehörte Melodien wiederzugeben, scheiterte fast gänzlich. Nur den eigentlichen Stock der Melodie, so weit er rein und ohne schwierige Uebergänge war, brachte ich zu Stande, für alle Modulationen, obschon ich sie deutlich im Sinne hatte und sie mir auch vorsingen konnte, vermochte ich auf dem Instrumente die entsprechenden Töne nicht zu finden. Es war, als erlösche urplötzlich der Ton in meinem Gedächtniß auf dem Wege nach der Taste, und ich gewann für mein Theil schon damals die feste Ueberzeugung, daß ich keine musikalische Begabung hätte. Meine Lust am Klavierspiel nahm dadurch noch mehr ab. Ich sprach es auch aus, daß ich kein Talent hätte, erzählte den Eltern und selbst Herrn Thomas, welche Bemerkung ich über meine[201] mangelhafte musikalische Fähigkeit gemacht, und bat, den Unterricht nicht weiter fortsetzen zu dürfen.
Mein Vater hörte jedoch auf meine Vorstellung ganz und gar nicht. Daß man besonders für die Musik organisirt sein müsse, sah er, trotz seines Verstandes, damals doch noch als ein Vorurtheil an. Er erzählte mir wie die russischen Edelleute sich die prächtigsten Kapellen aus ihren leibeigenen Bauern zusammenstellten, und daß sich nach dem sehr richtigen russischen Sprichwort: »was zwei Augen und zwei Hände gemacht haben, das müssen zwei Augen und zwei Hände nachmachen können« bei gehöriger Ausdauer Wunder bewirken ließen. Je mehr Unlust ich hätte, das Klavierspielen zu erlernen, um so besser und nöthiger sei es, daß ich mich mit Selbstüberwindung dazu zwinge. Daß ich in der Schule fleißig sei, darin läge kein Verdienst, denn das thäte ich, weil es mir Vergnügen mache. Wenn ich mich aber gegen meine Neigung fleißig auf die Musik verlegte, so würde er erstens darin sehen, daß ich gern thäte was er wünsche, – und zweitens würde ich damit nur das thun, was mir nützlich sei, und was so mancher russische Bauer auf Kommando für seinen Herrn gethan habe.
Dies originelle, von meines Vaters Standpunkt aus ganz logische Urtheil ließ nur die Kleinigkeit außer Acht, daß die russischen Fürsten sich unter ihren Sklaven aller Wahrscheinlichkeit nach die musikalisch begabten zu ihren Musikern heraussuchen, und er that mir insofern Unrecht, als meine Unlust an der Musik lediglich aus der richtigen Erkenntniß meiner unvollständigen Begabung hervorging. Denn ich liebte die Musik, ich hatte große [202] Freude daran, sie von Andern gut ausführen zu hören, ich hatte Empfindung und Gedächtniß dafür, und eben mein Verlangen, sie frei zu üben, selbst Etwas darin schaffen zu können, und wäre es auch das Geringste gewesen, hätte für mich sprechen müssen. Man blieb aber dabei, ich sei zu bequem, mich anstrengen zu wollen, und da Herr Thomas meinem Vater mit dem Bemerken beistimmte, daß ich eine große Fingerfertigkeit, einen guten Vortrag hätte, und der mir fehlende Sinn sich bei näherer Kenntniß der Musik schon finden würde, so war die Folge der ganzen Erörterung nur die, daß zu meinen zwei Klavierstunden in der Woche noch eine dritte hinzugefügt und es mit dem Ueben noch strenger als bisher gehalten wurde.
Hatte ich in den Wochentagen, von der Arbeitslast bedrängt, hie und da eine Viertelstunde an meiner Uebungszeit abzukürzen nöthig gehabt, so mußte ich das am Sonntage ersetzen. War ich einmal zu einer Freundin gegangen, ohne geübt zu haben, so mußte ich am andern Morgen, ehe ich in die Schule ging, die versäumte Stunde nachholen. Ich entbehrte dann thatsächlich den mir nöthigen Schlaf, und das Alles nur, weil mein Vater von dem Glauben ausging, Musik sei etwas Mechanisches, was jeder Mensch erlernen könne. Woher er bei dieser Geringschätzung der Musik so dringend verlangte, sie mir zu eigen zu machen, habe ich nicht einsehen können. Aber er setzte seine ganze Energie daran, und als ich längst erwachsen, als ich längst darüber im Klaren war, was ich in dieser Hinsicht leisten könne und was nicht, blieb bei aller Freiheit, die er mir im Uebrigen gestattete, doch[203] der Befehl, Musik zu treiben, über mir schweben. Fünfundzwanzig Jahre lang, von meinem siebenten bis in mein zweiunddreißigstes Jahr hinein, habe ich unausgesetzt Musikunterricht nehmen und täglich üben müssen. Nahezu tausend Thaler und eine unverantwortliche Masse von Zeit sind darauf verschwendet worden, und nachdem ich es dahin gebracht hatte, Beethoven und Chopin, Hummel und Ries, und was man wollte, zu spielen, hielt ich für meine Ueberzeugung immer nur auf demselben Punkte, auf dem ich in meinem dreizehnten Jahre gestanden hatte. Das heißt: ich liebte die Musik, und hatte eben deshalb eine Betrübniß darüber, mich in derselben nicht frei und schöpferisch bewegen zu können.
Ich würde über meine musikalischen Leiden schneller hinweggegangen sein, hätte ich nicht die Absicht, in ihnen und mit ihnen eine Warnung für eine große Anzahl von Eltern zu geben, eine Fürbitte für eine Menge armer Kinder einzulegen, und eine Erleichterung für die Masse von Menschen zu erbitten, die jetzt auf allen Punkten der Erde durch unmusikalisches Musikmachen gemartert werden. Wer er auch sei, und wo er sich auch aufhalte, selbst der Kinderlose, wird es empfunden haben, was es heißt, talentlose Kinder Musik treiben zu hören. Drei Jahre lang habe ich in einer unserer Wohnungen unter der Plage gelebt, daß ein armer Junge, dessen Eltern unter unserer Etage wohnten, mit aller Gewalt das Beethoven'sche Septuor spielen lernen sollte. Alle Tage des Jahres übte er von zwölf bis ein Uhr, recht in Mitten meiner Arbeitszeit. Alle Tage kam unter Anderm das Septuor an die Reihe, alle Tage saß ich, da ich [204] dasselbe nur zu genau kannte, mit gespanntem Ohre da, des Fehlers gewärtig, den er mit unfehlbarer Sicherheit an derselben Stelle machte. Alle Tage machte er den Fehler, alle Tage fuhr ich ärgerlich dabei zusammen, alle Tage nahm ich mir vor, nicht wieder auf das Spiel zu hören, und an jedem kommenden Vormittage, wenn er sein Septuor begann, gerieth ich in die quälende Erwartung des Adagio's, in welchem der Fehler kommen mußte, und gelangte nicht eher zur Ruhe, bis ich ihn mit dem Ausruf »da!« vernommen und überwunden hatte.
Ich glaube, kaum einem vernünftigen Menschen fällt es ein, seinen Sohn zum Maler oder zum Dichter zu machen, ohne daß irgend Etwas in demselben zu einem solchen Plane ermuthigt. Musik aber läßt man, wie jetzt unsere Sitten sich gestaltet haben, auf gut Glück einen Jeden lehren, und es wird in der Regel frisch darauf los gelehrt und frisch darauf los gespielt, bis in den meisten Familien ein Individuum vorhanden ist, dessen musikalische Leistung »Stein' erweichen, Menschen rasend machen kann!«
Daß man, wo die Geldmittel dies gestatten, den Versuch macht, ob in den Kindern ein Talent vorhanden sei, daran thut man wohl, obschon man es in der Regel im Voraus wissen könnte, was man in dem Betrachte zu erwarten hat. Wenn man aber meint, auch eine geringe Anlage sei der Ausbildung werth, so irrt man, und dies besonders in unsern Tagen, in denen man sich gewöhnt hat, so große Anforderungen an die Ausübenden zu machen.
Wenn ein Kind keinen besondern Hang zur Musik, kein feines Gehör dafür verräth, wenn die Musik ihm[205] nicht ein angeborenes Bedürfniß ist, sollte man von dem Gedanken, es Musik treiben zu lassen, ohne Weiteres abstehen. Ist ein Mensch musikalisch angelegt, so kann er Freude haben und Freude bereiten durch das kleinste Liedchen, durch die kleinste Tanzmelodie, die er nach dem Gehör spielt, denn es kommt dadurch wirklich Musik zur Erscheinung, und die Freude daran wird Jedem durch alle Lebensalter bleiben. Wendet man jedoch an den Unterricht von nicht eigentlich musikalischen Naturen große Pflege, so können sie es, wie ich und tausend Andere mit mir, zu einer großen Fertigkeit bringen; weil sie aber zu sklavischem Nachahmen, zu immer neuem mühsamen Erlernen verdammt sind, hört die Geduld zu dieser mühsamen Arbeit bei ihnen augenblicklich auf, sobald sie irgend einen Beruf, irgend eine Beschäftigung entdecken, welche ihnen eine freiere Thätigkeit verspricht, denn nur in freier Thätigkeit, nur in einer Thätigkeit, in welcher man selbst ein Gelingen wahrnimmt, findet der Mensch einen Genuß.
Man hat daher z.B. sehr Unrecht, die jungen Frauen anzuklagen, wenn sie ihr mühseliges Klavierspiel in der Ehe nicht weiter üben. Wer musikalisch ist, läßt nicht von der Musik, wer sie aufgiebt, hat sicher keine musikalische Natur, kein musikalisches Bedürfniß, und thut nur das Vernünftige, indem er von sich legt, was man ihm aufgezwungen hat. Es wäre in diesem Falle den Frauen nur zu wünschen, daß sie etwas anderes Geistiges an die Stelle jener Beschäftigung eintreten ließen, denn irgend eine ideale Bestrebung hat gerade die Mehrzahl der Frauen äußerst nöthig, um sich nicht allzusehr von [206] dem Kleinkram des täglichen Lebens umfangen und einspinnen zu lassen.
Mit einem Worte also: es singe, wem Gesang gegeben! und der Unmusikalische begnüge sich mit dem Hören. Er kommt damit auch dem Rathe des größten griechischen Weltweisen, dem Rathe des Aristoteles am besten nach, der in seiner Politik über den Einfluß der Musik auf die Erziehung der Staatsbürger ausführlich gehandelt und sich dahin erklärt hat, daß für Denjenigen, der nicht ausübender Künstler werden könne oder werden solle, es eine Zeitverschwendung sei, seine Kraft auf die Erlernung virtuosistischer Kunststücke zu verwenden.
Hätte mein Vater mich die Zeit und das Geld, welche mein Musikunterricht hingenommen, auf mir angemessenere Gegenstände, auf Zeichnen, auf Sprachunterricht, oder auf den Unterricht in Naturwissenschaften, die freilich damals noch nicht in den Bereich der allgemeinen Bildung gezogen worden waren, verwenden lassen, so würde ich ohne Zweifel mehr davon geerntet haben, als die bei meinen Musikstudien gewonnene Einsicht, daß ich zu unmusikalisch sei, um in meinem musikalischen Musikmachen irgend eine Befriedigung zu finden.
Aber ich kehre von dieser Abschweifung zu meiner Erzählung zurück.
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