[259] Er siht nach hartem Winter von seiner lezzten Streu auß der Kammer

Ode Jambo-Trochaica.


Der Mey ist do! Der Mey!
O süsser Jubel-Schrey!
Der Himmel hängkt so tieff alß blau/
die Welt ist wie auß Morgen-Thau.
Aurora kömbt gegangen/
mit Rohsen gantz behangen/
der West lässt ohngesehn
blohß Amber-Lüfftgens wehn!
Von den Hühten
nikken Blühten/
alles jubelt/ dantzt und springt/
seit im Walde/
nach der Halde/
wihderümb der Gukguk singt!
[260]
Der Mey ist do! Der Mey!
Nur ich bün nicht darbey!
Kein Qwintgen spühr ich mehr an Krafft/
ich lige welck und Lager-hafft!
Bald werd ich hingerissen/
kein Mäntsch wird von mir wissen/
ein Schatten war ich und ein Schaum/
kaum mehr alß jener Apffel-Baum!
Durch mein Fenster
blinckt und glentzt er/
eine Mutter hertzt ihr Kind –
ich vergehe/
da ich sehe/
wie die Beyde frölig sind!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Holz, Arno. Gedichte. Dafnis. Angehänckte Auffrichtige und Reue-mühtige Buß-Thränen. Er siht nach hartem Winter von seiner lezzten Streu auß der Kammer. Er siht nach hartem Winter von seiner lezzten Streu auß der Kammer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-8113-C