[181] Gedichte aus Gent
Suche nicht das Heil im Westen!
In der Fremde wohnt kein Glück –
Suchst du deines Glückes Vesten,
Kehre in dich selbst zurück!
Aus der Tugend deiner Ahnen
Musst du deine Burgen baun,
Und der Löw' auf deinen Fahnen
Lehre dich dir selbst vertraun.
Treu bewahr' in deiner Mitte
Vor dem wälschen Uebermuth
Deine Sprach' und deine Sitte,
Deiner Väter Gut und Blut.
Dann erst kannst du rühmend sagen,
Daß du lebst in unsrer Zeit,
Daß erblüht in unsern Tagen
Deine alte Herrlichkeit.
[182] 2. Tricolor
Schöne Blume, wie umstricket
Dich die wälsche Spinne doch!
Und du bist noch nicht zerknicket?
Und du grünst und blühest noch?
»Ja, ich blühe, roth und golden,
Etwas schwarz nur mischt sich drein,
Etwas schwarz – doch meine Dolden
Werden bald nur schwarz noch sein.«
[183] 3. Gegen die Fransquillons
Einst wird auch eure Stunde schlagen
Und rufen wird euch Mann und Kind
Den Ruf aus jenen schönen Tagen:
Und alle Herzen werden sagen:
Wohl uns, daß wir es wieder sind,
Das Volk aus jenen schönen Tagen!
Schild en Vrind!
Doch heute können wir nur klagen:
Kaum hören wir vor wälschem Wind
Den Ruf aus jenen schönen Tagen:
Schild en Vrind!
Fußnoten
1 Siehe Leo's 12. Bücher niederl. Geschichten 1, 179.
[184] 4. Vlaemsch-Belgien 1839
Nein, du bist noch nicht verloren,
Schönes gottgesegnet Land!
Ueber dir und deinen Thoren
Ruht noch schirmend Gottes Hand.
Deine Sprach' und Sitte lebt noch
Ueberall in Stadt und Land,
Und der Vorzeit Ruhm erhebt noch
Jedes Herz und jede Hand.
Freiheit hat dir Gott gegeben:
Sei dann frei, du freies Land!
Frei zu edlem Thun und Streben!
Frei von wälschem Lug und Tand!
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- TextGrid Repository (2012). Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich. Gedichte. Unpolitische Lieder. Erster Theil. Anhang oder Vertrauliche Sitzung. Gedichte aus Gent. Gedichte aus Gent. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-74BE-8