[195] Aus Germaniens Klagelied

Was soll ich armes Reich, was soll ich endlich machen,
Nun mir genommen ist mein Freuen, Lust und Lachen?
Kaum bin ich mehr bei Sinnen
In dieser langen Noth.
Was soll ich doch beginnen?
Nur wünsch' ich mir den Tod.
Die Kinder so ich selbst erzeuget sind die Schlangen,
Die ihre Mutter, mich, zu würgen unterfangen;
Die haben mich zerbissen,
Daß fast mein ganzer Leib
In Stücklein ist zerrissen:
O weh, ich armes Weib!
Ach Lieb' und Treu ist hin, die Gottesfurcht erkaltet;
Der Glaub' ist abgethan, Beständigkeit veraltet.
Das deutsche Blut bedünget
So manches schöne Land;
Mein eignes Volk bezwinget
Sich selbst mit eigner Hand.

Johann Nist, † 1667.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich. Gedichte. Unpolitische Lieder. Zweiter Theil. Anhang. Aus Germaniens Klagelied. Aus Germaniens Klagelied. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-748E-3