[104] Der Stieglitz

Der Sommer rief: ade!
Das thät dem Stieglitz weh;
Er hing das Köpflein nieder,
Vergaß all seine Lieder.
Wie oft ich ihm auch rief,
Es schien, als ob er schlief.
Jetzt war der Winter da,
Wie ging's dem Stieglitz nah!
Er zog sein buntes Kleid aus
Und sah voll Gram und Leid aus.
Er saß so still und stumm
Und sah sich nicht mal um.
Und endlich schmolz der Schnee,
Der Stieglitz rief: juchhe!
Die Sonne schien aufs Bauer,
Da war hinweg die Trauer.
Der Stieglitz sprang und sang,
Daß es gar lieblich klang.
Er sprang voll Freud' und Lust
Und sang aus voller Brust:
»Jetzt kommt die schöne Zeit an;
Ich zieh' mein buntes Kleid an.
Willkommen, Sonnenschein!
Jetzt will ich lustig sein.«
Herr Stieglitz, kannst du sein
Schon froh beim Sonnenschein –
So will ich tanzen, springen,
So will ich fröhlich singen!
Nicht nur der Sonnenschein,
Der ganze Lenz ist mein.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich. Gedichte. Kinderlieder. Der Stieglitz. Der Stieglitz. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-7376-0