[150] Die Meisten

Liebesdichter und so weiter,
Hohe Meistersängerzunft,
Ewig jung und ewig heiter
Wie des Frühlings Wiederkunft!
Wie ihr alles gern beschwichtet,
Wo ein Mißklang ruchtbar wird,
Allen Zank und Hader schlichtet,
Nur von Liebe zirpt und girrt!
Wenn die Welt in Angst und Nöthen
Vor dem Sturm der Zeiten flieht,
Dann ergreift ihr schnell die Flöten
Und ihr blas't ein Schlummerlied.
Liebe wisst ihr zu verweben
Künstlich mit dem kühlen Wein,
Lasset wuchern noch die Reben
Um des Grabes nackten Stein.
[151]
Nur aus legitimen Stoffen
Webt ihr täglich ein Gedicht,
Daß wir glauben, lieben, hoffen,
Bis uns Herz und Auge bricht.
O du liebe Dichterinnung!
Wie's dir gut und glücklich geht!
Eins nur fehlt dir: die Gesinnung,
Doch was braucht die ein Poet?

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich. Gedichte. Unpolitische Lieder. Erster Theil. Siebente Sitzung. Die Meisten. Die Meisten. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-6F8E-8