[Wir müssen/ Floridan/ dich lassen]

CORYDON und AMYNTAS/ meine vertrautesten Freunde/ gaben ihre Füsse mir zu Gefärten/ und begleitetē mich so lang/ bis ihnen die Nacht/ zusamt der Ferne des Wegs/ zurükk riefe. Alsdann beschwuren sie mich bey aller der Freundschaft/ so ich bis dahin mit ihnen gepflogen/ und bey dem Nahmē der jenigen/welcher ich mein Hertz hinterliesse!

O ho/ ruffete hier Klajus/ wer war dann diese? Oder vielmehr/ [21] wer war kurtz zuvor der/ der sich so rein machen und weis brennen wolte? Es erscheinet aber jetzt/ daß Floridan zuvor sein Hertz in der Brust/und nicht auf der Zung gehabt/ weil diese mit diesem so fein zum Verräter an ihm worden. Sonsten ist/ so viel er selbsten sihet/ durch seinen eigenen Ausspruch das Fürtheil unsrer Berechtigung auf meine Seite gefallen. Nicht ein Haar/ spricht Kahlkopf/ (antwortete Floridan) Ich sehe Klajen nicht so gar für ein steinern Bild an/ daß er sich an seiner Elbe nicht eine oder die andere Schäferinn solte haben gefallen lassen/ könte ich demnach eben das jenige von ihme/ was er von mir/ schliessen/ nemlich/ daß er mit dem Leib zwar hier/ aber mit denen Gedanken bey seinem hinterlassenen Abgott wohnete. Daß aber ich einer solte mein Hertz zu rükk gelassen haben/ bleibt noch unerwiesen mit dem/ weil es besagte Schäfere ausgesaget/ dann sie ja von meiner Sinnen Bewandniß/ so wenig als Klajus/ einige richtige Gewißheit gehabt. Zudem/ so hab ich nie gesehen/ daß einer sein Hertz anderswo/als in der Brust/ benentlich über Land/ oder wie Klajus schwärmet/ in dem Mund/ haben könne/ dann es solcher gestalt sehr mißlich üm sein Leben stehen würde. Beyde Schäfere lacheten hierüber/ und bat Klajus/ Floridan wolte nur seine angefangene Erzehlung fortsetzē: Dann/ sagete er/ ich sehe wohl/ daß Floridan niemahls unrecht haben/ viel weniger sich überstreiten lassen will/ so ist es auch unterweilen nützlich und gut/ daß man von seinem Recht etwas nachgebe und ablasse. Sie beschwuren Floridan bey dem Nahmen der jenigen/ deren er sein Hertz liesse/nun fürter im Text!

Daß ich/ (fuhr Floridan fort/ nachdem er dieser des Klajus schertzhafter Wiederholung abermahls gelachet/ ihre Gedächtniß mit mir hinweg füren/ und mich ihrer Gegentreu und unzertrennlichen Freundschaft allerseits versichren wolte/ und bekräftigte solches Corydon noch mit folgendem Zusatz:


[22]
Wir müssen/ Floridan/ dich lassen/ 1
Dich lassen/ regt uns Hertzensbrast:
Vns wird vielleicht der Himmel hassen/
Weil uns läst ein so lieber Gast.
Nun wir wollen dieses Scheiden
Dulten/ nicht mit Vngedult/
Muß dich unsre Lust schon meiden/
Haben wir doch deine Huld.
Deine nimmer-welke Treu
Werde neu/
Wir versprechen
Wort und Handschlag nicht zu schwächen.
Wir wünschen dir freudig-vergnügliches Leben/
Der Himmel beglükke dein Weben und Schweben/
Er bahne dir selbsten die richtige Bahn/
Es nehme die Pegnitz dich unverletzt an.

Fußnoten

1 Abschieds-Reimen.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Harsdörffer, Georg Philipp. Gedichte. Fortsetzung der Pegnitz-Schäferey. Hirtengedichte. [Wir müssen- Floridan- dich lassen]. [Wir müssen- Floridan- dich lassen]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-35D0-6