Die Maske und das Gesicht
Bei Hof, an einem Carneval,
Sprach einst die Maske zum Gesichte:
Gib Acht, wie ich hier überall
Jetzt deinen Ruhm und Stolz zernichte,
Und mancher, den du sonst entfernt,
Mir folgen und mir schmeicheln lernt.
Venedig ist mein Vaterland;
Drum schütz' ich Freiheit, List und Liebe.
Wer scheinet oder ist galant,
Durch den ich keinen Streich verübe?
Man lobt, man ehrt mich tausendfach,
Und spürt und tanzt und schleicht mir nach.
Ich lehr' in diesem Federhut
Die kronenscheuen Männer krönen.
Ich schaffe stillen Wünschen Muth,
Dem Muthe Glück, dem Glücke Schönen.
Es können hier, durch mich allein,
Die Ungestalten grausam sein.
Ein wenig Prahlen steht dir frei:
War des Gesichtes Gegenrede.
Doch stimme meinem Vorzug bei,
Und schäme dich der kühnen Fehde,
[130]Weil dies nur deine Schönheit ist,
Daß du mir oft so ähnlich bist.
Das Herz wird nur durch mich erkannt,
Durch mich, den Spiegel vom Gemüthe.
Mein hoher Ernst beweist Verstand,
Mein Lächeln zeugt von Treu' und Güte.
Die Maske sprach: Mein stolz' Gesicht!
Vielleicht wol sonst; bei Hose nicht.