[73] Deutsche Kaiserkrone

1848. 1849.


Wie hat im letzten Märzen
Der Sonnenbrand gekocht,
Wie habt ihr deutschen Herzen
Gelodert und gepocht!
Eu'r Pochen, das zermalmte
Die ehrnen Götzen im Fall,
Von eurem Lodern qualmte
Zerschmelzend Kronmetall.
Und Frankfurt hieß die Esse,
Dort steigt aus Flammen wohl,
Daß sich's in Formen presse,
Der neuen Zeit Symbol;
Die Gluth verzehrt den Flitter,
Womit sich Schmach umhing,
Und schmilzt die Trümmer und Splitter
Zum mächt'gen Einheitsring.
Im neuen Märzen ging es
Aus dunkler Form zu Tag:
Da statt des mächt'gen Ringes
Ein machtlos Krönchen lag.
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Ein Schrei erscholl im Lande:
Weh, ein mißrathner Guß!
Solch' ungeheurem Brande
So jammervoller Schluß!
Dieß Mißgeschick zu heilen
Erlahmt noch manche Hand;
Lang müßt ihr feilen, feilen
Die Zacken vom Kronenrand,
Wenn nicht, sie umzuschmelzen,
Aufs neu es lodern muß
Und eherne Wogen wälzen
Zu neuem, bessern Guß!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Grün, Anastasius. Gedichte. In der Veranda. Zeitklänge. Deutsche Kaiserkrone. Deutsche Kaiserkrone. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-110F-2