546. Die Schwanringe zu Plesse
Die Herren von Schwanring zogen aus einem fremden Land in die Gegend von Plesse und wollten sich niederlassen. Im Jahr 892 bekamen sie Fehde mit denen von Beverstein; es waren ihrer drei Brüder: Siegfried, Sieghart und Gottschalk von Schwanring; und sie führten Schwanflügel und Ring in ihren Schilden. Bodo von Beverstein erschoß den Sieghart mit einem Pfeil und floh vor der Rache der Brüder nach Finnland, wo er sich niedersetzte. Und die andern Beversteine legten eine feste Burg an gegen die Schwanringe, geheißen Hardenberg oder Beverstein. Gottschalk und Siegfried gingen aber damit um, eine Gegenburg anzulegen. Eines Tages jagten sie von Hökelheim aus in dem hohen Wald (der auch Langforst oder Plessenwald heißt), und mit ihnen war ihr Bastardbruder, genannt Heiso Schwanenflügel, ein guter, listiger Jäger, der Wege und Stege in Feld und Holz wohl erfahren; der wußte von den Anschlägen der Hardenberger. Dieser ersah ein gutes Plätzchen an einer Ecke gegen die Leine, wies es seinen Brüdern; die sprachen: »Wohlan, ein gut gelegen Plätzken! Hier wollen wir Haus, Burg und Feste bauen.« Also bauten sie an demselben Flecken; das Haus wurde Plätzken und nach und nach Plesse genannt; endlich nahmen die Schwanringe selbst den Namen der von Plesse an. Der Streit mit den Hardenbergern wurde vertragen. Die Schäfer zeigen noch die Stelle, wo Sieghart erschossen wurde (zwischen den Dörfern Angerstein und Parnhosen), und fügen hinzu, daß auch daselbst vorzeiten ein steinern Kreuz gestanden habe, das Schwanringer Kreuz genannt.
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