1800.
Erschrick nicht etwa vor den Falten
In diesem ernsten Angesicht'.
Wohl muß die Zeit ihr Recht behalten,
Zum Glück' behielt's die Sorge nicht.
Nicht diese hat mit grauen Haaren
Den Kopf bestreut; die dank' ich bloß den Jahren
Und der Erfüllung meiner Pflicht.
Jetzt bin ich in der Lebenszeit,
Wo seltner sich beim Scherz' der Schönen
Noch meine ernstre Seele freut;
[201]Man muß an alles sich gewöhnen.
Ich gäbe keinen Pappenstiel
Darum, ein griechisches Profil
Für mein Gesicht mir zu erkaufen;
Zu dem jetzt vorgesteckten Ziel'
Würd' ich damit nicht schneller laufen.
So wie ich bin, so will ich seyn,
Und so mich meinen Freunden geben.
Wahr drückte dieß dem Gyps sich ein.
Was fehlt dem Brustbild' noch, als Leben?
O! laß es, trotz den tiefen Falten,
(Blieb's mit dem Herzen doch beim alten!)
Dir jetzt auch noch willkommen seyn.
Es hat vor dem Originale
Den großen Vorzug noch sogar:
Es bleibet ein für allemale
So freundlich, als es gestern war.
So nimm das Bild denn gütig auf,
Wirf dann und wann den Blick darauf,
[202]Und bin ich einst dahin gegangen,
Von wannen Niemand wiederkehrt,
So gib den kalten, bleichen Wangen
Noch einen letzten Abschiedskuß,
Der meinen Schatten höher ehrt,
Als, (nie erwähnt in Flaccus Liede!)
Zu Rom die stolze Pyramide
Den unbekannten Cestius.