[90] WELLEN
Ihr wellen bracht euch erst an blauen kieseln
Im waldestal wo sich die wege zwieseln.
Als bäche rolltet ihr durch sonniges land ·
Verspriztet weinend am umgrünten strand.
Dann hat euch unter blitz und eisigen schlossen
Der fluss zur grossen flut hinausgestossen.
Am myrtenfels habt ihr euch wild gebäumt ·
Auf unfruchtbarem sand seid ihr verschäumt.
Ihr spültet mit perlmutterfarbne leiber ·
Ihr waret glückerfüllter lasten treiber ·
Bis euch der sturm in weite öden jug ·
An riff und klippe gellend euch zerschlug.
Nun werdet ihr in unsichtbarem schlunde
Dahin gewälzt nicht wissend mehr von stunde
Von trieb und ziel · nicht mehr von wind und lee
Als uferlose ströme durch die see.