[176] An den Obersten der Barden Teuts 1
Sind Menschenherrscher nur der Lieder werth?
Und bleiben Barden unbesungen sie,
Von derer Lippen Menschenherrscherlob,
Und Thatenpreis, ein sonnenheller Strom,
Auf künftige Geschlechter sich ergeußt?
Gedenket Sined seiner Freunde nicht
Der Harfenkönige, die fern von ihm
Durch alle Gauen Teut's verstreuet sind?
Wie, wenn ihn ehe noch sein Tag ereilt,
Wie wissen Folgezeiten, daß er sie
Gekannt, geehret und geliebet hat?
So sprach der Geist der Lieder und entschwand.
Ich riß mich aus dem Schlummer, hörte noch
Im Tannenwipfel scheidend Säuseln, fiel
In's Harfenspiel, da ward mir der Gesang.
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Dir, erster unter Liedergewaltigen
Im deutschen Vaterlande! dir folgt mein Aug',
Mein Herz, mein Saitengriff in jede
Luftige Ferne, wohin dein Fittig
Dich herrlich aufträgt. Aber, o wolltest du,
Mein Adler! ausruh'n, sey es im Wipfel hier
Der Tanne, sey es dort auf jener
Felsigen Höhe, mein Adler! ausruh'n,
Und hören, wie sich über die Lippe mir
Ein Quell der Freundschaft stürzet, und hat der Quell
Dein Ohr vergnüget, endlich wieder
Deine gestirnte Bahn verfolgen!
Du Stolz von meinem Volke! du mächtiger
Und unerreichter Barde! wer lohnet dir
Die Lieder, welche du von deinen
Sonnegebieten auf und herabtönst,
Uns mit den Liedern fassest, und jetzo tief
Hinein in graue Zeiten der Ahnen singst,
Und jetzo bis in unerschaff'ne
Wonnegefilde der Gottheit aufsingst?
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Wir folgen, uns entrissen. Die Brust erpocht
Erhab'ner, ungewohnter Gefühle voll,
Die Wange glüht, und hohe Wehmuth
Thauet vom edleren Auge nieder.
Dein Herrmann, Deutschlands grosser Entfesseler,
O welche Bardenarbeit! Wie wecket er
Der Ahnen Muth, in welcher Helle
Zeigt er dem Enkel der Ahnen Sitten!
Der Erderzeugten grosser Entfesseler,
Dein Sohn Allvaters, welch' ein unsterbliches,
Ein himmelwerthes Unternehmen!
Hört ihn ein Erdesohn, und verkennet
Die Würde seines Geistes, den hohen Zweck
Von seinem Hierseyn? Hört er ihn, und verfolgt
Für Ewigkeiten voll Entzückens
Flüchtige Freuden an Gräberhügeln?
Wer lohnet dir die Lieder? du mächtiger,
Und unerreichter Barde! Verbänden sich
Auch alle Stämme Teut's, und stiegen
Steine des Ruhmes an allen Ufern,
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Auf aller Hügel Rücken für dich empor
Im ganzen Heldenerbe, sie lohnten dir
Die Lieder nicht. Nur er, von dessen
Sohne sie tönen, allein vermag es,
Und wird's. Indessen eile mit feuriger,
Mit unermüd'ter Schwinge zum Ziele fort!
Einen, mein Adler! Es ist erreichet!
Zwar steh'n in tiefen Gründen, die Nebel deckt,
Noch Manche deines Volkes, und sehen nicht
Die Flammenfurche, die dein Aufschwung
In die Gebiete der Sonne nachläßt!
Bedauernswürdig sind sie! Doch einst verhaucht
Der Nebel. Enkel rufen: Wir sehen sie
Die Flammenfurche, die sein Aufschwung
In die Gebiete der Sonne nachließ!
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O dann wird unter schärferen Augen auch
Mein Aug' genennet! Sined, er sah sie längst
Die Flammenfurche, pries den Adler,
Welcher sie zeichnete, pries und liebt' ihn.
Mein Ruhm sey dieß zur Nachtzeit, o mächtiger,
Und unerreichter Barde! Dein Harfenspiel
Entzückte mich, und deine Freundschaft
Suchte mein fühlendes Herz, und fand sie.