Johann Sigismund Kettler Freiherr zu Mongaw und Anna Catharina Gräfin zu Dönhoff

1648. 23. Hornung.


Der du in versüsster Pein
Vnd in Anmuth-vollen Schmertzen
Bey den jetzt vermählten Hertzen
Wirst Befehlichshaber seyn,
Amor, laß von allen Seiten
Lust vnd Kurtzweil dich begleiten.
Thue was dich die Freyheit heisst,
Such bey diesen thewren Flammen
Alle List vnd Kunst zusammen,
Alle Schalckheit die du weist:
Laß hie beydes Pfeil' vnd Bogen
Gold seyn, vnd komm angezogen.
Selten triffst du an ein Par,
Das so wehrt ist vnd erhaben
Wegen der Geburt vnd Gaben,
Wessen du hie wirst gewar,
Das ist himmlisch vnd erwehlet,
Wo dir dein Gesicht nicht fehlet.
Des erwünschten Bräutgams Pracht
Gleicht an Zieraht, Krafft vnd Jahren
Vnd an Goldgemengten Haaren,
Phebus, deiner schönen Tracht,
Wenn du mit Geschoß vnd Pfeilen
Schnellem Winde nach-willst-eilen.
Oder auch, o Castor, dir,
Wenn du an Eurotas Flüssen
Deine kühne Lust wilst büssen.
Eben so war Hectors Zier,
Als er auff Eetions Awen
Ihm Andromachen lies trawen.
Der erwehlten Braut Gestalt
Gleicht Dianen an Gepränge,
An der Schönheit, an der Länge,
Geht sie etwan in den Wald,
Selbs Apollo wird im hetzen
Sie für seine Schwester schätzen.
So war Venus von Gesicht,
Als sie lies an Xanthus Bächen
Ihr der Schönheit Vrtheil sprechen:
Aber Leden Tochter nicht,
Grieff Europa gleich zum Degen
Wieder Asien jhrentwegen.
Siehst du hie den Beystand an,
Alles mus von Golde gleissen,
Denn der beste Kern aus Preussen,
Was des weges halber kan,
Ist bey diesem Mahl erschienen,
Solche Heyraht zu bedienen.
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Was? der grosse Wladisla,
Dessen Jahre Gott vermehre,
Ist durch ewer Liecht vnd Ehre,
O jhr Dönhöf', auch mit da,
Wie auch sonst sucht durch die Seinen
Mancher Held hie zu erscheinen.
So geehrt wahr Aeacs Sohn,
Als man Thetis zu jhm brachte
Vnd er mit jhr Hochzeit machte
In dem Berge Pelion,
Da der Götter grosse Scharen
Ingesamt versamlet waren.
Darumb, Amor, mach dich froh
Vnd leg alle Seumnis nieder,
Schwing die Fackeln hin vnd wieder,
Daß sie brennen lichter-loh,
Aber meine schlechten Reime
Laß darüber nicht daheime.
Wenn du nach der ersten Nacht
Sie mit deinen süssen Gaben
Gnugsam wirst erquicket haben,
Erst alßdan hab meiner Acht,
Erst nach deinem süssen wesen,
Liebe, wil ich seyn gelesen.
Laß von deiner Huld vnd Krafft,
Eh Sie meine Vers' ergrieffen,
Etwas auff dieselben trieffen,
Deiner süssen Anmuth Safft
Wird mich weit für andern Sachen,
(Weis ich wol) beliebet machen.
Sag der Engel-schönen Braut,
Daß sie aller Furcht entsage,
Dies ist eine solche Plage,
Der sich Heil vnd Leben trawt,
Heil vnd Leben ist zu finden,
Wo sich Hertzen so verbinden.
Gott ist, Liebe, selbs mit dir
Vnd wil allem Nachdruck geben,
Daß, darnach Sie einig streben,
Die verborgne Lust alhier
Künfftig durch berühmte Helden
Frey sich aller Welt sol melden.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Dach, Simon. Gedichte. Weltliche Lieder. Hochzeitsgedichte. Freiherr zu Mongaw und Gräfin zu Dönhoff. Freiherr zu Mongaw und Gräfin zu Dönhoff. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-6674-6