8. Klage
Creutzigung

Er wäscht, die Mordthat wird durch keine Fluth gereget.
Der Purpur wird Gott ab-, sein Kleid ihm' angeleget.
Man fragt nach einem Creutz und Nägeln, dieses Spiel
Kriegt neuen Auffzug so, und damit auch sein Ziel.
Das Werck geht fort, das Volck beförtert es von Hertzen,
Die Priesterschafft hält an, die Seumniß bringt ihr Schmertzen.
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Der Morgen ist lang' hin, es ist zu essen Zeit,
Weil dies der Hunger, dies der Mittag schon gebeut.
Ihr Hertz wird durch den Zorn viel stärcker angetrieben,
Hie kan der Hunger nicht, nicht Mittags-Zeit belieben.
Sie zimmern in der Eil ein grobes Holtz, das legt
Man auff ihn, dessen Last der Herr geduldig trägt.
Es hatten ihm der Scherg, das Blut, die Nacht, das Wachen
Die schlechte Krafft geraubt, was wil er aber machen?
Er gehet, bald darauff wird alle Macht besiegt,
Biß daß er endlich gar für schwerer Last erliegt.
Ein Landmann, Simon, wil zur Stad des Weges reisen,
Der von Cyrenen war, wie man es wil beweisen,
Den hält man an, er thu's gern oder mit Verdruß,
Vnd legt den Baum ihm auff daß er ihn tragen muß.
Er schilt umbsonst den Weg, die Last hat ihn gedrungen,
Denn dieß, worauff er schilt, wird er zu thun gezwungen.
Nach Westen liegt ein Berg Jerusalem gar nah,
Der steigt gemach empor und heisset Golgatha,
Da gehn sie hin, da muß der matte Simon sitzen
Auff seinen Block, der Herr ist schon hoch auf der Spitzen.
Da reisset man den Rock ihm ab mit Haut und Haar,
Er legt sich auff das Holtz wie ihm befohlen war,
Stracks wird sein Kleid ein Raub den Henckern und Soldaten,
Das war durchaus gewirckt und hatte keine Nahten.
Vnd weil es also sich nicht trennen läßt in Stück',
Als wird es hingesetzt auff Würffelspiel und Glück.
Bald bohren sie ihm durch die Hände sampt den Füssen
Mit Nägeln, die durch Macht sonst Balcken halten müssen.
So offt der Hammer schlägt und treibt sie tieff hinein,
Fährt ihm der höchste Schmertz biß gar durch Marck und Bein.
Kömpt MenschenFrefel nun auch so weit, daß sie haben
Gethürst ihm diese Füss' und Händ' (o weh!) durchgraben,
Die Hände die so offt der Krancken Noht geheilt,
Vnd den Verstorbnen schon des Lebens Liecht ertheilt.
Wer thürst', Herr, ungestrafft sich dessen unterstehen,
Solt unsre Gunst bey dir nicht über alles gehen?
Der du am Creutz Ihn, Mensch, siehst hangen und dabey
Erkennest, daß er Gott in deinem Fleische sey,
Komm her, schaw an sein Haupt, wie grausam es gekrönet,
Wie blaw von gestern noch sein Mund sey, wie verhönet.
Schaw wie sein Haar und Baart so blutig, sein Gesicht
Vnd Wangen ohn Gestalt, sein' Augen gar ohn Liecht,
Wie ihm sein Eingeweid wil durch die Rippen fliessen,
Wie tausend Wunden sonst ihn überall zerrissen.
Dieß ist der offne Brunn, von welchem vor der Zeit
Schon Esaias sang halb traurig, halb erfrewt,
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Aus welchem du für dich solst Heyl und Leben holen,
Er fleusset beydes aus den Händen und den Solen.
Bist du von deinem Blut und Vnflat aber rein,
Laß dir die Hände nicht besudelt wieder seyn.
Lohn seiner Liebe nicht mit undanckbarem Hertzen,
Setz ihn nicht auff das new' in Fluch und Todes Schmertzen,
Reiß lieber uns Dir nach, Herr Christ, durch Lieb' und Leid,
Das Kreutz hat dich empor gehoben allbereit.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Dach, Simon. Gedichte. Geistliche Lieder. Trostgedichte.. Carl Malaperten Leidender Christus. 8. Klage. 8. Klage. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-6671-C