Daniel Martin und Elisabeth Lepner

1641. den 24. Herbstmonats-Tag.


Der, an dem wir gantz verzaget,
Hat es endlich noch gewaget,
Vnd vngeschewet
Sich jetzt befreyet.
Amor hat auff Ihn geschossen,
Biß es Ihn zuletzt verdrossen,
Ist mit dem Bogen
Kahl abgezogen.
Venus sprach: Hört auff, jhr Kertzen,
Er empfindet keine Schmertzen,
Ist (wie ich meine)
Gleich Staal' vnd Steine.
Sagt, wer hat Ihn je gesehen
Wo vor einem Mägdchen flehen,
Das Ihn zu lieben
Hätt' angetrieben?
Tieger möchte man noch zähmen,
Vnd den Grimm' auch Bähren nehmen,
Ja Löwen Rachen
Sanfftmühtig machen.
Diesen überreden wollen,
Daß er hätte tantzen sollen,
Wahr, was auff Erden
Nicht kuntte werden.
Mag was süssers auch entstehen,
Als im Reyen frölich gehen,
Vnd eine führen,
Die Ihn kan zieren?
Wenn ein Tantz, der nur aus Pohlen
Kommen ist, wird auff Violen
Recht wol gemachet,
Daß alles lachet?
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Wenn man höret die Schalmeyen,
Die man braucht im ersten Reyen,
Bald auch die Flöhten
Sampt den Cornehten?
Wenn der Stort nun prangt für allen,
Daß die Hertzen müssen wallen,
Vnd recht zu leben
Erst dan anheben?
Hie wird Anlaß her genommen,
An das liebste Hertz zu kommen.
Wo wohnen Grüsse?
Wo Schertz' vnd Küsse?
Wo Gespräche von der Liebe?
Wo das meiste, so ich übe?
Wo Händedrücken?
Wo sich anblicken?
Wo gelohst man Würtz vnd Kräntze?
Hie erst, da man heget Täntze,
Hie kehrt das Leiden
Sich gantz in Frewden.
Alte, die von fern her sehen,
Wünschen: hätten wir nur zehen
Jahrchen zurücke,
Wir argen Stricke!
Dieser nur war nicht zu zwingen,
Wahr an keinen Tantz zu bringen,
Nichts kuntt' Ihn fangen;
Nicht rohte Wangen,
Nicht der weissen Stirnen Pflaster,
Ja nicht Händ' aus Alabaster,
Nicht Gold der Hare,
Nicht andre Wahre,
Nicht der Zungen Milch vnd Reben,
Nicht der Sitten Art vnd Leben,
Noch, was für Sachen
Verliebt sonst machen.
Diesen soltt' ich mich bemühen
Endlich an mein Joch zu ziehen,
daß Er auff Erden
Soltt' ehlich werden?
Nein, zerbrich, mein Kind, die Pfeile,
Mach dich auff die Flucht vnd eile,
Hat doch kein Possen
Mich so verdrossen!
Dieß sprach aus ergrimmtem Hertzen
Venus, vnd schwang jhre Kertzen,
Daß sie im schwingen
Auch stracks außgiengen.
Amorn must' es auch verdriessen,
Trat den Köcher-Zeug mit Füssen,
Der muste brechen
Vnd so jhn rächen.
Amor, du ergrimmst vergebens,
Du auch, Göttinn dieses Lebens,
Venus. Im Hertzen
Fühlt Er schon Schmertzen.
Seht, die Artigheit Elisen
Hat sich stärcker noch erwiesen
Als ewre Waffen,
Die nichts hie schaffen.
Ihrer schwartzen Augen Sonnen
Haben Pfeil' vnd Brunst gewonnen,
Brunst, die Ihn schläget
Vnd nieder leget.
Bräutlein, du kanst triumphiren,
Dir muß aller Preiß gebühren,
Der Venus Sohne
Setz auff die Krohne!
Ihr, Herr Schwager, sucht zusammen,
Was Ihr jrgends wisst von Flammen,
Ihr habt zu sorgen
Heut oder morgen,
Ob nicht etwa Venus Kertzen,
Welche sie verlescht für Schmertzen,
(Das wir nicht gläuben)
Verloschen bleiben.

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TextGrid Repository (2012). Dach, Simon. Gedichte. Weltliche Lieder. Hochzeitsgedichte. Daniel Martin und Elisabeth Lepner. Daniel Martin und Elisabeth Lepner. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-662B-E