9.
Haüser, Bücher, Waffen, laßen selten schlaffen
Wie eitel es umb groß in der Welt zu werden, sey
Was suchst du Mächtiger, umb großes Lob zu haben,
Biß Himmel an zu baun, biß Höllen ab zu graben?
Umbsonst. Egypten bringt die Saülen in die Lufft,
Rhodis sein Sonnenbild: Mausolus seine Grufft,
Und sagen dir: Umbsonst! Die großen Wunderwercke
Schreyn deine Arbeit an, und lachen deiner Stärcke.
Gelehrter! Wie daß du dich also sehr bemühst,
Vom Zustand aller Welt viel schreibest, redst, und siehst.
Nur auch umbsonst! Das Gifft wird Sacraten dir weisen,
Das Bad den Seneca, den Cicero das Eysen:
Die sagen: daß, wie scharff und spitzig ihr Verstand,
Sie, wie die Welt denn lohnt, was spitzigers erkannt.
Was wilt du, Siegender, dich trotzig unterwinden,
Der gantzen Welt das Joch und dein Lob anzubinden?
Umbsonst! Der Grieche bringt den Alexander für:
Den Cæsar zeigt sein Rom, die Persen ihren Cyr,
Es sagen auch: Umbsonst! die mächtigen Monarchen:
Ihr Grab zeigt deines dir, in dem du aus kanst schnarchen.
Sey mächtig, sey gelehrt, sey siegreich: Mensch, umbsonst,
Dein Schloß, dein Witz, dein Harnsch, ist Rauch, ist Dampff, ist Dunst.
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Wer in ihm selber wohnt, sich selber kan ergründen,
Sein Hertze selber weiß in Ihm zu überwinden:
Ist mächtig, ist gelehrt, ist siegreich umb und an,
Und hat vielmehr verbracht, als der voll Stolz und Wahn
Die Lufft erfüllen wil durch felsichte Paläste,
Durch Bücher alle Welt, durch Krieg die Himmels Feste.