Denksprüche alter Weisen,
mit meinen Randglossen

Nichts Böses tun, ist gut;
Nichts Böses wollen, ist besser.
Und dem Gentleman, der's nicht tut noch will, muß wohl recht gut zumute sein!
Den leeren Schlauch bläst der Wind auf;
Den leeren Kopf der Dünkel.
Drücke sie beide, daß sie zu sich selbst kommen.
Gib dem Narren Gift!
Das heißt: rühm ihn.
Gib dem Narren keinen Gift; denn es ist auf den Aptheken verboten.
[80]
Sei das,
Was du von andern willst gehalten sein.
Denn wenn du 'n Esel bist, so bist du 'n Esel ob auch alle Menschen dich einen Löwen hielten.
Die Welt ist ein Schauplatz;
Du kommst, siehst, und gehst vorüber.
Und wirst vom Schauplatz vergessen, wer du auch seist. Mach aber, daß dich das wenig kümmern dürfe.
Der Großprahler ist wie ein gemaltes Schwert;
Beide können nicht gebraucht werden.
Und doch werden beid oft in vergoldeten Rahmen gefaßt.
Zeuge Kinder die unsterblich sind,
Nicht die im Alter deines Leibes,
Die deiner Seele pflegen in der Ewigkeit!

Und wisse, einige Kinder gehn hier schon heraus ins Publikum, ihren Vater berühmt zu machen; andere werden heimlich gezeugt und kommen hier gar nicht zu Gesicht, aber ihrer keines geht verloren, sondern sie werden in 's lieben Gottes sein Fündelhaus eingeschrieben, spielen einmütig um ihres Vaters Grab weil er schläft, und schreien: »Hurra!« wenn er wieder aufersteht.


Das Weib muß nicht zu Wort kommen,
Denn das ist eine schreckliche Sache.
Ist nur von den Weibern in Griechenland zu verstehen.
Der Adel besteht in Stärke des Leibes bei Pferden,
Bei Menschen in guter Denkart.
Gilt auch bei unserm Adel.
Die Götter haben große Geschenke zu vergeben,
Aber das größte von allen ist die Tugend.
Ich gläube lieber Herr! Hilf meinem Unglauben.
Das Geld eines Geizigen ist wie eine untergehende Sonne;
Kein Mensch hat gut davon.
Hui der künftigen Morgenröte in der Hand eines bessern Erben!
Es ist besser, daß ein Narr beherrscht werde,
Denn daß er herrsche.
Weiß keine Glosse.
[81]
Versprich nicht Großes;
Tue was Großes.
Schwatze nicht von der Weisheit,
Sei weise.
Wem die Götter Reichtum und Verstand geben der ist glücklich,
Denn er kann viel Gutes machen.
Wem die Götter keins von beiden geben, der kann – Randglossen machen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Claudius, Matthias. Gedichte und Prosa. Asmus omnia sua secum portans. Erster und zweiter Teil. Denksprüche alter Weisen, mit meinen Randglossen. Denksprüche alter Weisen, mit meinen Randglossen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-549E-2