Der König im Norden 1

Es war ein König im Norden
Gar stolz, gewaltig und reich;
Ihm gleich ist keiner geworden,
Und nie wird einer ihm gleich.
Und als es galt zu sterben,
Er saß am öden Meer,
Es schlichen herbei seine Erben,
Der Wolf, die Eule, der Bär.
Da sprach er zum zottigen Bären:
»Dir laß ich Forst und Wald;
Kein Jagdherr wird dich stören
Im luftigen Aufenthalt.«
Und weiter sprach er zur Eule:
»Ich lasse sonder Zahl
Dir Burgen und Städte, verteile
Sie deinen Töchtern zumal.«
Und sprach zum Wolfe desgleichen:
»Dir laß ich ein stilles Feld,
Mit Leichen und aber Leichen,
So weit ich geherrscht, bestellt.«
Und wie er solches gesprochen,
So streckt' er sich aus zur Ruh, –
Ein Sturm ist angebrochen,
Der deckte mit Schloßen ihn zu.

Fußnoten

1 Ich schmücke mich mit fremden Federn. Dieses Gedicht ist eigentlich von Julius Curtius; ich habe es nur beim Abschreiben unbedeutend in den Worten verändert.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Chamisso, Adelbert von. Gedichte. Gedichte (Ausgabe letzter Hand). Lieder und lyrisch epische Gedichte. Der König im Norden. Der König im Norden. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-4CA3-A