[15] Zueignung.
Bob Southey! du bist Dichter, – Hofpoet
Und Typus aller dieser großen Lichter,
Und ein bekehrter Tory, – das versteht
Sich freilich ganz von selbst für solch Gelichter.
Sag' mal, mein epischer Judas, wie's euch geht,
Ihr unversorgten und versorgten Dichter?
Ihr kommt mir vor, mit euren süßen Weisen,
Wie »die Pastete mit den zwanzig Meisen«.
»Der Teig ging auf, sie fingen an zu singen,«
(Dies alte Lied und neue Bild trifft gut,)
»Die Schüssel kann man dreist dem König bringen,«
Dem Prinzen auch; er liebt derart'ge Brut.
Und Coleridge wird nun auch empor sich schwingen,
Doch tölpisch wie ein Falk mit seinem Hut;
Dem Volk erklärt er die Philosophie, –
Doch die Erklärung, wer erklärt uns die?
Du, Bob! bist etwas frech; – das macht die Galle;
Was du versuchtest, war verführerisch:
Wegdrängen wolltest du die Vögel alle
Und einz'ge Meise sein auf jenem Tisch;
Doch du verrenktest dich und kamst zu Falle,
Herniederpurzelnd wie ein Fliegefisch,
Und schnappst nach Luft; du willst zu hoch hinaus, Bob.
Und zappelst nun, das Wasser geht dir aus, Bob.
[15]Und Wordswoth's lange »Excursion«, – (sie währt
Fünfhundert Seiten Quart, das will was sagen,)
Ist auch ein Pröbchen von dem ries'gen Wert
Der neuen Kunst, Weisheit aufs Mal zu schlagen:
's ist Poesie, – er hat es selbst erklärt,
Es sieht so aus – an heißen Sommertagen,
Und wer's versteht, der ist auch wohl capabel
Und baut ein Stockwerk auf den Thurm zu Babel.
Ihr Herren habt so lang euch vom Verkehr
Mit besserer Gesellschaft abgeschlossen,
Und eure Geister haben sich so sehr
Der eine in den anderen ergossen,
Daß ihr nun glaubt, es gebe nirgend mehr
Lorbern als für euch selber und Genossen:
's ist etwas Kleinliches in der Idee;
Ich wollt', ihr säht das Meer statt euren See.
Fern sei's von mir, daß ich es ähnlich machte
Und mich aus Selbstsucht so gemein erwiese,
Für all den Ruhm, den euch die Umkehr brachte,
(Denn mehr als Geld verlangen Herrn wie diese.)
Ihr zieht das Geld, – ist's das, was euch entfachte? –
Und Wordsworth hat sein Amt bei der Accise.
Ihr seid nur schäbig, – ja, doch auch Poeten,
Und dürft mit Fug den heil'gen Berg betreten.
Den Kranz, der eure dreiste Stirn verdeckt,
Vielleicht auch etwas Scham, – behaltet gern;
Ich wünsche, daß die Frucht euch trefflich schmeckt.
Jedoch das Feld des Ruhmes, das ihr Herrn
Zum Monopol macht, ist nicht abgesteckt,
Und jedem Gottentflammten winkt der Stern;
Scott, Rogers, Campbell, Crabbe und Moore bestreiten
Euch euren Anspruch vor dem Thron der Zeiten.
[16]Ich, dessen Muse nur zu Fuß spaziert,
Wetteifre nicht mit eurem Flügelpferd.
Geb' euch das Schicksal, wenn sich's um euch schiert,
Kunst, die ihr braucht, und Ruhm, den ihr begehrt;
Und merkt euch, daß ein Dichter nichts verliert,
Wenn er Verdienste seiner Brüder ehrt,
Und daß das Jammern über unsre Zeit
Kein Unrecht auf zukünft'ges Lob verleiht.
Wer seine Lorbern spart für spätre Welten,
(Wo man die Erbschaft meistens gar nicht mag,)
Der hat nicht viel, – das kann als Regel gelten, –
Und er beschädigt sich durch eignen Schlag.
Aus der Vergessenheit taucht äußerst selten
Ein Nachruf auf, wie aus dem Meer der Tag;
Gewöhnlich geht ein solcher Appellant –
Gott weiß wohin, – uns bleibt es unbekannt.
Wenn einst, von bösen Zungen heimgesucht,
Milton die Rächerin anrief, die Zeit;
Wenn Zeit, die Räch'rin, seinen Feinden flucht
Und jetzt sein Nam' ist wie »Erhabenheit«,
So log er nicht in Liedern; nicht verrucht
Zu Freveln hat er sein Talent entweiht;
Er pries den Sohn nicht des verhaßten Todten,
Er lebt' und starb ein Gegner der Despoten.
Meinst du, daß er, der arme blinde Greis,
Wenn er wie Samuel aus dem Grab erstände,
Und abermals vor ihm, erstarrt zu Eis,
Das Blut aus königlichen Wangen schwände,
Wenn er, gebeugt, krank, bleich und silberweiß,
Not, Gram und Rabentöchter wiederfände, –
Er würde Sultan' anflehn, Dienste suchen
Bei Castlereagh, dem geistigen Eunuchen?
[17]Dem kalten, glatten, lächelnden Verräter!
Er plätscherte mit junger weicher Hand
In Erins Blut und ward in England später
Zu immer größrem Mordgeschäft verwandt;
Gemeinstes Werkzeug hoher Missethäter,
Mit just genug Talenten und Verstand,
Um Ketten anzuthun, die Andre schmieden,
Um Gift zu reichen, welches Andre sieden.
Ein Redner solcher Phrasen, so verschroben,
So unaussprechlich, legitim gemein:
Die größten Schmeichler wagen nicht zu loben,
Die Feinde (alle Völker) schlafen ein.
Nicht einmal Funken lust'ger Schnitzer stoben
Von diesem wirbelnden Ixion-Stein,
Der uns verdeutlicht, wie er kreist und kreist,
Was ew'ge Folter und Bewegung heißt.
Ein Pfuscher selbst in seinem schmier'gen Fach!
Er flickt und leimt, und seine feigen Meister –
Für die bleibt doch zuletzt noch Arbeit nach,
Ein Joch für Völker, ein Cachot für Geister,
Congreß, Complott und sonst'ges Ungemach.
Handschellen für die ganze Menschheit schweißt er,
Ein Flickschmied alter Ketten, und erhält
Als Lohn den Abscheu Gottes und der Welt.
Marklos, entmannt, liebt Es nur zweierlei,
Die Fesseln, die es trägt und die es spinnt,
Und wähnt, daß Ketten stumpfer Sklaverei,
Wie es sie trägt, auch gut für Männer sind;
Der richtige Eutrop der Tyrannei,
Für Würd' und Freiheit, Witz und Weisheit blind,
Furchtlos, – denn Eis muß ohn' Empfindung sein,
Sein Mut selbst friert zu einem Laster ein.
[18]Wo berg' ich mich, um nicht sein Joch zu sehen?
Denn fühlen werd' ich's nie; – Italia, die
Den Römergeist neu weckte, muß vergehen
Am Lügenqualm, den dieser Staatswurm spie;
Ihr Kettenrasseln, Erin's Todeswehen
Sind laute Stimmen, schrecklich zeugen sie.
Noch hat die Welt Armeen, Monarchen, Schranzen,
Und Southey feiert sie in schlechten Stanzen.
Vorerst, Herr Hofpoet, nimm dies Gedicht;
In offenherz'gen Versen weih' ich's dir;
Ein schmeichelhafter Hymnus sind sie nicht;
Ich trage noch das alte Whig-Panier
Und brauch' in Politik noch Unterricht.
Apostasie ist jetzt die Hofmanier,
Und Treue halten ist 'ne Dornenbahn,
Nicht wahr, mein Tory, Ultra-Julian?