[45] »Im schmerzlichsten Gefühle«
Im schmerzlichsten Gefühle
Schwankt in mir Sinn und Denken,
Und spottet aller Kühle,
Die sich, wie es auch blutet,
Dies Herz hat zugemuthet.
Wohin soll es sich lenken?
Wo ist der Wahrheit Helle,
Die jene Zauberstelle,
Der Freud' und Weh' entstammt,
Ihm zeigt in ganzer Klarheit,
Ob Trug dort, oder Wahrheit
Verderbend oder segnend flammt?
So bricht des Zweifels Schwüle
Der Seele ganze Kraft,
Die zum Vertrau'n geboren;
Im schmerzlichsten Gewühle
Fühlt sie sich selbst entrafft
Und wie zum Tod erkoren! –
So schwankte Phaëthon's Wagen
Auf seiner irren Bahn:
Bald stürmt' er ohne Zagen,
Vertrauend himmelan,
[46]Bald reißet ihn zurücke
Der Erde kalter Neid,
Sie hat in ihrer Tücke
Für ihn den Tod bereit;
In namenlosem Schmerze
Ruft er herbei ihn laut –
O, Herz, mein armes Herze!
Hast du dein eigen Bild geschaut?