[68] Segen der Natur
Es giebt so stille Feierstunden
Der Seele, wo sie Alles trägt,
Wo sie trotz allen ihren Wunden
Des Friedens Athem nur bewegt.
Wie blieb er lange mir so ferne,
Der Ruhe stiller Zauberkreis,
Wo, gleich dem wandellosen Sterne,
Man nichts von Schmerz und Sehnsucht weiß.
Natur, mit deinem milden Segen,
Du bist's, die mich so sanft umfängt!
Die heute mir auf allen Wegen
Nur Lebensmuth entgegen drängt.
Es rauscht der Bach zu meinen Füßen
Mir Ruhe! Ruhe! leis' in's Ohr;
Die blauen Berge freundlich grüßen,
Die Bäume flüstern süßen Chor.
Und wie die Sonne strahlend lächelt,
Auf jedem Blatt sich glänzend bricht,
Scheint sie von heitrer Lust umfächelt,
Wie hold ein Kinderangesicht. –
[69]
O bleibe fest in meinem Herzen,
Moment – vom Grame unentweiht;
Sei mir ein Schild für alle Schmerzen,
Ein Balsam jedem ferner'n Leid!