Genes. 37.
Es ist meines Sons Rock /
ein böses Thier hat jn gefressen /
ein reissend Thier hat Ioseph zerrissen.
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Genes. 37.
Es ist meines Sons Rock /
ein böses Thier hat jn gefressen /
ein reissend Thier hat Ioseph zerrissen.
Es hat vns der Ewige / Allmechtige vnd Barmhertzige Gott / zu diesen letzten zeiten / nach langwirigen vnd gar erschrecklichen Finsternissen / des leidigen Bapstumbs / nicht allein das ware vnd helle Liecht des Euangelij / gnediglich widerumb scheinen lassen: sondern auch zu erweiterung vnd ausbreitung desselbigen / solche Lerer geschicket / vnd mit des heiligen Geistes gaben gezieret vnd gesalbet / dergleichen warhafftig / seit der Apostel zeiten vnd erst anfahenden Kirchen / im newen Testament nie gewesen sein. Daraus denn nu durch Gottes gnedige versehung erfolget /das man die reine / ware / vnd allein seligmachende Lere / aus den höchsten vnd fürnemsten sprachen / nit allein in vnser Deudsche / sondern auch in viel andere / auslendische vnd frembde gebracht hat. So sind auch nicht allein die gewönlichen [3] Euangelia / so man durchs gantze Jar der gemeine Gottes erkleret vnd ausleget / sondern auch die fürnemsten Psalmen des Königlichen Propheten Dauids / in die aller schönsten vnd tröstlichsten Melodias / durch geistreiche / vnd von Gott hochbegabte Dichter gestellet. Zu diesem /sein auch die schönsten / vnd fürnemsten Biblische Historien / in artliche Comedien vnd Tragedien verfasset / darinnen die wunderlichen Wercke vnd thaten Gottes / die er von anfang in seiner Kirchẽ / geübet und bewiesen / mit jren lebendigen vnd natürlichen Farben / entworffen vnd abgemalet / den gemeinen Leyen / sonderlich der lieben Christlichẽ jugent /gleich als in einẽ Spiegel / für die augen gestellet werden. Das also die reine Lere des heiligen Euangelij /mit predigen / schreiben / lesen / singen / spielen /nicht allein in Christlichen Kirchen vnd Schulen /sondern auch in fromer Gottfürchtiger Eheleute behausungen / schier in der gantzen weiten Welt (Gott lob) getrieben wird. Für solche vnaussprechliche / vns von Gott erzeigte wolthat / sollen wir uns billich / ein jeder seinem stande vnd beruff nach / zu rechter warer danck(b)arkeit / gegen jm / vnsern ewigen Himlischen Vater / beuleissen vnd vben / damit sein Göttlicher Name / wirdiglichen / vnd mit höchsten ehren bey vns Christen / seinen zukünfftigen Erben / geheiliget werde. Zu welchem denn er vns sein gnade / vmb vnsers lieben Herrn Ihesu Christi willen / miltiglichen / vnd Veterlichen wölle verleihen vnd mitteilen. So viel mein Person / Ampt vnd Vocation belanget /habe ich diese zeit her / [4] die ich in E. F. W. Schuldiensten zugebracht / meinem lieben Gott / zu lob / ehr vnd danck anders nichts erzeigen können / denn das ich jerlich nach gelegenheit der zeit / neben andern meinen laboribus / eine Biblische Historiam für die hand genomen / vnd dieselbig der lieben jugent / zu guter Christlicher anweisung / spielweis gestellet /vnd als denn / altem gebrauch nach / mit E. F. W. günstiger bewilligung / öffentlich gehalten habe.
Vnd wiewol ich mich an andern wolgestelten Comedien vnd Tragedien / von sinnreichen vnd hochbegabten Leuten / durch den Druck ausgegangen / wol hette mögen benügen lassen / vnd diese meine vieleicht vnnotwendige arbeit / ersparet / vnd die zeit in ander weg zugebracht: So hat mich doch warhafftich auch dieses dazu verursachet / da mit ich mich selbs /in vleissiger betrachtung Biblischer Historien / zu inbrünstiger anruffung vnd danck sagung Gottes / die sonst liederlich / wo man nicht jeder zeit / in Christlicher vbung erfunden wird / erkalten / ermunteret vnd auffwecket.
Denn mir gar nicht zweiuelt / es werden mir hierinnen alle die jenigen / so mit dergleichen Exercitijs vmbgehen / gern beyfallen vnd zeugnis geben / das sie durch vleissige contemplation vnd nachdenckung der wünderlichen Geschichten / so vns in Göttlicher heiliger Schrifft / durch die Propheten / Christum vnd Aposteln / sein befohlen vnd vbergeben worden / allerley Affectus vnd bewegungen / beide zu leid vñ freud / zu erschreckung vnd [5] tröstung / in den hertzen erheben / vnd den Menschen billich / als von Gott eingepflantzte stimuli / zu newen Tugenden / vnd Gott wolgefelligem gehorsam antreiben sollen. Bin demnach guter hoffnung vnd zuuersicht / es werde ein jeder guthertziger Leser / von diesem oder andern meinen Spielen / Christlich vnd glimpfflich iudicirn /vnd mich vmb jtzt erzelter vrsachen willen / die mich bisher zu dieser Schulübung angetrieben / gutwilliglich / wo seinem Judicio nicht in allem gnug beschehe / entschüldigt haben. E. F. W. aber meinen gebietenden / günstigen lieben Herrn / habe ichs darumb dedicirn vnd zuschreiben wöllen / das ichs derselbigen jugent / anfenglich zu danck gestellet vnd gehalten habe / vnd das ich also mein danckbar gemüte /für alle bisher / an mich vnd die gantze Schul angelegte wolthaten erzeigte. Bitte derwegen E. F. W. meine gebietende günstige liebe Herrn / wöllen diese klein vnd geringschetzige arbeit / im besten erkennen vnd auffnemen / bis so lang ich / durch verleihung Göttlicher gnaden / mit etwa höhern vñ ansehlicherm mein schüldige danckbarkeit vnd geneigten willen /erkleren möge. Der ewige / allmechtige vnd barmhertzige Gott wölle E. F. W. in seinem Veterlichen schutz / langwirig erhalten / glückselige Regierung des gemeinen nutzes / gnediglich verleihẽ / vnd vmb seines lieben Sons / vnsers Herrn Ihesu Christi willen / die reine Lere des heiligen Euangelij / von dieser Stad nit auffheben / damit jm auch an diesem ort / ein ewige Kirche / durch das heilige Predigampt / gesamlet werde / die jn hernach / sampt [6] seinen lieben Son /vnsern Herrn vnd Heiland Ihesu Christo / vnd den heiligẽ Geist / in alle ewigkeit / ehre / lobe vnd preise / Amen.
Datum Steyr / am heiligen
Christage / Anno
1566.
E. F. W.
Dienstwilliger
Magister Thomas
Brunner.
Dem Leser wündsch ich meinen grus /
Vnd jn vmb ein ding bitten mus /
Er wöll glimpfflichen iudicirn /
Vnd sich dieses nit lassen jrrn /
Das nit diese Histori gantz /
Wie wol sein sol / hat jren glantz /
Vnd recht herfür gestrichen ist /
Wie man die in der Bibel list.
Der kürtz ich nachgegangen bin /
Vnd fürnemlich gsehen dahin /
Das nit die Action lang werdt /
Vnd mehr als einen tag begerdt.
Doch wird der Leser sehen wol /
Wo er das Spiel recht lesen sol /
Das in den Reimen ist gemelt /
Was im Act nicht wird fürgestelt /
Setz darauff einem jeden zu /
Wie er von iudiciren thu.
Er lass jms gfallen oder nicht /
Wenn er nur hat diesen bericht /
Den ich jm hie thue zeigen an /
Wil also mich befohlen han /
Vnd annemen von hertzen gern /
Was jeder schreibt / Christo zu ehrn /
[8]Dadurch niemand geergert wird /
Vnd von dem rechten weg abgfürt.
Der ewig Gott verleih noch mehr /
Das alles graich zu seiner Ehr /
Zu heil der Kirchen in gemain /
Was wir Menschen auff Erden thain /
Auff das wir nach der strengen zeit /
Mit jm pflegen ewiger freud.
[9] Nomina personarvm
Fvrsichtig / Erbar / Weise Herrn /
Wir möchten euch vieleicht beschwern /
Das wir jerlich zu dieser zeit /
Da man sonst pflegt weltlicher freidt /
So viel vns dürffen vnterstan /
Vnd für euch tretten auff den plan /
Mit spilen / der viel sein am tag /
Vnd jeder selbs wol lesen mag.
Aber vns tröstet offt vnd viel /
Das wir wissen den geneigten will /
Befürderuug der jugent klain /
Vmb welche dieses ist zu thain /
Wo die erzogen werden sol /
Zu Gottes furcht Christlich vnd wol /
Wie denn wir auch nichts bringen her /
Es stimme denn mit reiner Lehr /
Die wir Gott lob in Schulen treibn /
Vnd durch sein gnad darbey beleibn /
Was werden sol weiter fürbracht /
Haben wir ein new Spiel gemacht /
So viel dazu verliehen hat /
Der gütig Gott segen vnd gnad /
Vnd ist die Gschicht euch wol bekant /
Vom Patriarchen Iacob gnant /
Welcher zwölff leiblich Söne het /
Ioseph für andern lieben thet /
Daher erwuchs der Brüder neidt /
Wie man findt alweg böse Leut /
Auch wol vnter Gottes gemein /
Die in dem hertzen sein vnrein /
Stelten jm also heimlich nach /
Bis jn ein mal geriet die sach /
Da Ioseph in seins Vaters nam /
Den Thetern in die Hende kam /
Vnd ward durch zugebung des Herrn /
Versencket bald in ein Cistern /
[12] Doch widerumb heraus gethan /
Vnd muste sich verkaufen lan /
Vnd etwa dient ins dritte Jar /
In Egypten bey Potiphar /
Der jn lies ins Gefengnis legn /
Vmb seiner falschen Frawen wegn /
Das lidt er alles williglich /
Mit Gottes wort selbs tröstet sich /
Der jn denn het in seiner acht /
Vnd zu eim grossen Herren macht /
Der trewlich hielt ob Gottes wort /
Ernert die Kirch am selben ort /
Mit König Pharaonis gunst /
Der gegen Gott aus liebes brunst /
Ein Vater war Christlicher Leit /
Wie alle Fürsten jeder zeit /
Fürnemlich sollen gulissen sein /
Das sie in jren Landen fein /
Fürdern die war Religion /
Vnd sich trösten mit diesem lon /
Den jn Gott wird gewislich gebn /
Nach dieser zeit im ewign Lebn.
Seit still / vnd nempt verner bericht /
Ehe wir angreiffen diese Gschicht.
Gebenedeit sey dieser tag /
Daran ich Iacob sehen mag /
O Vater mein / was leid und schmertz /
[99] Hab ich gebracht deim alten hertz /
O du alter erlebter Greis /
Wie ist dein Har vnd Bart so weis /
Die kümmernis hat diese gmacht /
Die du hast ghabt bey tag vnd nacht /
O du mein trost / meins hertzen freud.
Diese Histori lieber Christ /
Gantz vleissig zu betrachten ist /
Wichtige stück werden erzelt /
Viel gleichnus vns für augen gstelt /
Die sich zumal erstrecken weit /
Vnd wol bedürffen langer zeit.
Wir aber wollens vnterlan /
Vnd nür auffs kürtzest sehen an /
Gottes so wünderlichen rath /
Darin er einmal bschlossen hat /
Das seine auserwelte hie /
Müssen verfolgung / Creutz vnd müh /
Von den Gottlosen gwertig sein /
Wie man sicht im Exempeln fein /
War nicht Abel gerecht vor Gott /
Vnd dennoch must leiden den tod /
Durch Cain / seinen Brudern gram.
Joannes der Teuffer vmb kam /
Herodes jm vergoss sein Blut.
[108] Paulo ergieng es auch so gut /
Vnter Nerone dem bludhund /
So ist aus diesem Spiel auch kund /
Das Iacob war frum vnd gerecht /
Vnd wandlet vor dem Herren schlecht /
Vnd dennoch in seim gantzen lebn /
Jmmerdar must in trübsal strebn /
So ghets auch Ioseph kümmerlich /
Des einer mag verwundern sich /
So doch frum vnd Gottsfürchtig war /
Vnd noch nicht het erlebt viel jar /
Must nicht allein verkauffet werdn /
Zum andernmal eim frembden Herrn /
Sonder auch seiner Ehr verletzt /
Vmb vnschuldt in ein Gfengnus gsetzt.
Doch aus fürsehung Gottes gros /
Mit solcher Ehr ward wider loss /
Das gwislich nicht mus sein erdicht /
Was Dauid in den Psalmen spricht /
Den armen thut erheben Gott /
Vnd reist in mitten aus dem kott /
Das er jn alles leids ergetz /
Vnd neben grossen Fürsten setz /
Wie denn Iosephus ward zu hand /
Ein Fürst vber Egypten land /
Dem Pharaoni gleich an gwalt /
Bey welchem vns wird abgemalt /
Das leben Christi / zimlich klar /
Der auch vmb Gelt verkauffet war /
Gefangen bunden vnd verspot /
Gestorben / erstanden vom tod /
Vnd Gott ist in dem Himelreich /
An mechtigkeit vnd ehren gleich /
Also / das / wer nur Christum hat /
Bey Gott dem Vater findet gnad /
Wie auch bey Pharaon gunst het /
Wen dieser Ioseph lieben thet /
Der in dem Egyptischen Reich /
Auch war dem König selber gleich /
[109] An wirdigkeit vnd andern mehr /
So zughört Königlicher ehr.
Vnd wird vns solche bildnus zwar /
Im Zacharia deutet klar /
Der im neundten Capitel spricht /
Vnd von Christo gibt den bericht /
Durch das blut deines bundes fein /
Fürestu aus die gfangnen dein /
Aus der grub drin kein Waser ist.
Denn Gottes Son mein lieber Christ /
Hat vns gefürt aus der Cistern /
Vnd darumb wöllen Creutzigt werdn /
Das wir aus dem Gfengnis der Sünd /
Darin das Gwissen jmmer brindt /
On einign trost / würden erlöst /
Durchs lebendig Wasser getröst.
Derhalben last vns mit andacht /
Dem Herren dancken / tag vnd nacht /
Weil alles was er hat gethan /
Zum besten vns hat reichen lan /
Sonderlich last vns dancken jm /
Das er durch seines wortes stim /
Noch heutigs in Egypten ist /
Vnd vns Heiden zu aller frist /
Verkünden lest sein heilig wort /
Fürnemlich hie an diesem ort /
Da vor jaren der Teuffel het
Sein Kirchen / wie jr wol versteht /
Vnd noch dahin wol komen kan /
Wenn man mit vndanck das nimbt an.
Dafür vns aber Gott bewar /
Vnd las vns jtzt in diesem Jar /
Auch hinfür an zu aller stund /
Sein wort lieben von hertzen grund /
Damit wir nach dem strengen lebn
Sehen das Reich / so er wil gebn
Den Gleubigen / da alles leid /
Ist hin vnd ob in ewigkeit /
Entgegen vnaussprechlich freid
[110] Bereitet zu ewiger zeit /
Die niemand hie aussprechen mag /
Wer die begert mit glauben sag
Amen / das gescheh durch Christi tod /
Durch den vns der barmhertzig Gott
Verziehen hat all vnser Sünd /
Des frewet euch jr Gottes Kind.