B.
Aus elysischen Myrtenhainen,
Wo abgeschiedne Liebende weinen,
Von stillen Bächen mondbeglänzt,
Die ewig blühender Frühling kränzt,
Kommt mit Grabeslumpen umhangen,
Kommt die arme Hanne hergegangen,
Linderung wo und Ruhe zu erlangen.
Ha! wie blutig, wie düster
Der sinkende Mond da scheint!
Wie im Pappelgeflüster
Der Nachtigall Stimme weint!
Wie dort am quelligen Berge,
Wo Feuerwürmer glühn,
Die Elfen, Nixen und Zwerge
Den ringelnden Reigen ziehn!
In jener Primel Kelch begraben,
Ruht Er, gekühlt von hellem Thau. –
Täglich soll dich meine Thräne laben,
Daß du nicht welkst, o Blümchen der Au!
Denn seit man ihn begraben,
Hat Hanne keine Freude mehr.
Vergißmeinnicht und Rosen will ich finden,
Ihm einen Totenkranz zu binden,
Von meinen Thränen schwer.
Nicht Glockenklang,
Nicht Grabgesang,
Mein Seufzer nur erschall umher.
[319]
Wo ist der hole Baum im Hain?
Allein will ich mir betten, allein!
Dem Tode lächeln, segnen das Verderben –
Und sterben.
Nachtraben und Fledermäuse
In banger, gräulicher Weise,
Uhu und Eulen
Sollen mein Grablied heulen. –
Sahet ihr ihn?
Wie die schwarzen Augen ihm glühn?
O fürchtet, Mädchen, ihre Macht!
Nehmt euer Herz in Acht!
Wie würdet ihr dem Mann entfliehn? –
Horch, horch! Aus Moderduft
Der alte Charon ruft!
Mit Geißeln nahm die Erynnen
Und rufen: von hinnen, von hinnen! –
So kehr ich denn, woher ich kam.
Die Welt ist viel zu toll: nichts lindert meinen Gram.
Was sollt ich länger umsonst hier schmachten?
Die Lieb' ist alles Elends Same,
Ist Seifenblas' und Schatten und Name,
Den Narren bewundern und Weise verachten.
Kalt und hungrig bin ich nun.
Unter Blumen will ich ruhn,
Träumend auf sonnige Rasen sinken,
Ambrosia kosten und Nektar trinken
Und singen:
Wer heiter ist und froh,
Kann jeden Gram bezwingen.
Bei Waßer und auf Stroh
Bin ich in meinem Sinn
Zufriedner als die Königin,
So lang ich ohne Feßel bin.