Schwesterngesundheit, am Namensfeste der Schwester Theresia von S***s
Aus unser'm Schwestern-gremio
Hab' ich euch Brüder, heute zwo
Theresen aufzuführen,
Die beide den verdienten Lohn
Und die Canonisation
Von uns heut' prätendiren.
Doch weil, zumal zu dieser Frist,
Das Pulver allzutheuer ist,
Das wir dabei verschiessen,
So dächt' ich, 's beste wär', wenn wir
Sie nach der heutigen Manier
D'rum konkurriren liessen.
Die eine dieser Schwestern griff
Nach einer Martyrkron', und lief
Bis hin zum Maurenschwarme:
[273]Die and're, nicht so heilig, floh
Mit ihrem Jungferkränzchen froh
In eines Maurers Arme.
Die eine hat als Weib sogar
Der ganzen Carmeliterschaar
Die Hosen weggenommen;
Allein der Mann der anderen
Ist um die seinen, wie wir seh'n,
Bis dato nicht gekommen.
Die eine ließ in dieser Welt,
Wie die Legende uns erzählt,
Von ihrem Mann sich krönen:
Die and're wünscht sich so was nicht,
Und hält's vielmehr für ihre Pflicht,
Den ihren nicht zu krönen.
Die eine trägt Jahr aus Jahr ein
Am Kopfe einen lichten Schein,
Viel grösser als ein Teller;
Doch bei der andern, welche nicht
Von aussen leuchtet, ist das Licht
Im Kopfe desto heller.
Die eine sieht man nun zum Lohn
Auf Bildern und Altären schon
Als Heil'ge figuriren;
Die and're aber wollen wir
Mit unseren Kanonen hier
Nun auch canonisiren.