850. Trausnitz

Da Ludwig der Bayer den Österreicher Friedrich den Schönen in seine Macht und Gewalt gebracht hatte, so ließ er ihn nach der sichern Feste Trausnitz ob Landshut bringen, ihn da verwahrlich [555] aufzubehalten. Wie nun Friedrich nach dem Namen des Schlosses fragte und selben erfuhr, erseufzete er und sprach: Ja wohl, truwes nit, trau's nicht! Ich habe sein je nit getraut, daß ich sollte darein gebracht werden. – Zu Friedrichs Bruder, Herzog Leopold dem Ruhmreichen, trat bald darauf ein Zauberer, der erbot sich, mit des Teufels Beihülfe Friedrich zu befreien, und sandte auch wirklich einen Teufel auf die Trausnitz, den Gefangenen hinwegzuführen. Dieser stellte sich dem Könige in Pilgrimstracht vor Augen und erbot sich, ihn auf seinen Schultern von dannen zu tragen, wie Herzog Heinrich den Löwen über Meer. Da fragte der König Friedrich: Wer bist du? – Mußt du es wissen? fragte der Teufel zurück. Dich aus dem Kerkerschloß zu holen, kam ich her, nicht um deinen Fragen Rede zu stehn. – Da graute dem Könige, und schlug ein Kreuz, und der höllische Postmeister fuhr von dannen. Hernach hat Herzog Leopold dem König Ludwig mit Krieg also weh getan, daß er den Gefangenen doch entlassen mußte.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Bechstein, Ludwig. Sagen. Deutsches Sagenbuch. 850. Trausnitz. 850. Trausnitz. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-2C32-4