639. Die Rüttelweiber

In der Gegend des Kynast und nach dem nahen Riesengebirge zieht der wilde Jäger mit all seinem Gefolge und Getose und wird von den Bewohnern nur schlechthin der Nachtjäger genannt. Auch dort glauben die Leute, daß er, wie im Vogtlande, die Moosleute und Waldwichtel jagt und plagt, und nennen die kleinen Moosweibchen Rüttelweiber. Für diese gibt es nur eine Rettung vor des Nachtjägers Gewalt und schnellem Griff, wenn sie nämlich an einen abgehauenen Baumstamm kommen, zu dem beim Fällen der Holzmann gesprochen: Gott walt's! – da finden sie alldort Asyl und Ruhe. Hat jener aber gesprochen: Walt's Gott! – so schirmt ein solcher Stamm die Weibchen nicht, und sie müssen weiter und weiter vor dem Nachtjäger fliehen. Wenn die kleinen Kinder dortherum unartig sind und schreien, so schweiget man sie mit den Worten: Sei still! Hörst du den Nachtjäger? Jetzt kommt er! Jetzt holt er das Kind, wenn es nicht stille ist.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Bechstein, Ludwig. Sagen. Deutsches Sagenbuch. 639. Die Rüttelweiber. 639. Die Rüttelweiber. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-26CE-B