594. Kurzer Prozeß

Absonderlich kurzen Prozeß machte der Erfurter Stadtrat mit Mordbrennern, sie mochten solche scheußliche Tat getan oder auch nur ausführen gewollt haben. Nach Donndorf, einem erfurtischen Dorfe, kam ein Mann, der bot von Haus zu Haus Gänse feil, die Bauern argwohnten aber in besagtem Gänsemann einen Auskundschafter, verstrickten ihn und führten ihn nach Erfurt, dort ward er scharf befragt und bekannte, er habe des Dorfes Gelegenheit allerdings auskundschaften und verraten wollen, sei auch dabei gewesen, wie das Dorf Berlstett angesteckt worden. Darauf ward er wieder nach Donndorf geführt, ihm alldort der Kopf abgeschlagen und der Leib gevierteilt.

In Erfurt selbst ward einer gesehen, der trug einen Strohwisch und ging damit zum Tore hinaus. Das erregte Verdacht, es ward ihm nachgesendet, und er wurde gefangen eingebracht. Befragt, und ohne Zweifel mit der scharfen Frage, bekannte der Mann, er habe erfurtische Dörfer anstecken wollen, worauf man ihm, erzählt die Chronik, den Kopf abschlug und ihn hingehen ließ, wohin er wollte.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Bechstein, Ludwig. Sagen. Deutsches Sagenbuch. 594. Kurzer Prozeß. 594. Kurzer Prozeß. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-25ED-D