267. Freijäger.
In Salmbach war ein Jäger, welcher jedes Stück Wild, es mochte noch so entfernt sein, schießen konnte.[252] Lange bat ihn sein Jägerbursch vergebens, ihm dieses zu lehren; endlich willigte er unter der Bedingung ein, daß der Bursch ja nichts verrathe. Er befahl nun demselben, im Advent zum Abendmahl zu gehen, aber statt die Hostie zu genießen, sie heimlich einzustecken und dann ihm zu übergeben. Nachdem der Bursch alles so gethan hatte, mußte er in der Christnacht um zwölf Uhr mit seinem Herrn in den Wald gehen. Dort stellte sich derselbe, die Hostie zwischen zwei Fingern haltend, ihm gegenüber und sagte ihm, er solle auf sie schießen und sich durch nichts, was er sähe, abhalten lassen, indem es ihm sonst übel erginge. Der Bursch legte an, da erblickte er in der Hostie unsern Heiland, warf das Gewehr weg, fiel aber im nächsten Augenblick todt zur Erde. Kurze Zeit nachher starb auch der Jäger und spukte darauf so sehr im Hause, daß seine Frau einen Mann kommen ließ, der ihn hinausschaffen sollte. Als derselbe den Geist beschwor, sagte dieser, daß er nicht aus dem Hause gehe, sich jedoch jeden Platz darin zum Aufenthalt gefallen lasse. Der Mann bannte ihn nun in einen Schrank, welchen er, nebst dem Zimmer, verschloß, und händigte dann der Frau die Schlüssel ein. Nachdem sie sich wieder verheurathet hatte, wurde sie öfters von ihrem Manne gefragt, was in dem immer verschlossenen Zimmer sei. Sie antwortete stets ausweichend, vergaß aber einst, als sie in die Kirche ging, die Schlüssel mitzunehmen. Ihr Mann fand dieselben und öffnete damit das Zimmer und den Schrank. Da sah er in diesem den Jäger stehen, der mit einem Gewehr nach ihm zielte. Entsetzt und von Wahnsinn ergriffen, floh der Mann aus dem Hause, lief bei der strengen Winterkälte im Wald umher und wurde am andern Tag erfroren gefunden.