[409] 489. Schatz bei Gotha.
Einem Handwerksbursche in der Nähe von Gotha träumte einige Nächte hintereinander: er möge mit seinem Freunde in das nächste Wäldchen, an einen bestimmten Platz, gehen, aus dem Zwiesel, den er dort finde, eine Stange schneiden und sich damit in das angränzende Wiesenthal begeben, wo ein Kessel voll Geld stehe; stillschweigend sollten sie durch die Ringe des Kessels die Stange schieben und ihn daran forttragen, ohne an das, was ihnen etwa vorkäme, sich im mindesten zu kehren. Der Handwerksbursch erzählte dies seinem Freunde, der die folgende Nacht bei ihm blieb, damit sie, wenn jenem dasselbe nochmals träumte, sogleich zusammen fortkönnten. Als nun der nämliche Traum wieder erfolgt war, brachen sie unverweilt auf, fanden richtig den Zwiesel, welchen sie abhieben und daraus eine oben und unten zugespitzte Stange machten, und gingen dann in das Wiesenthal, wo sie den Kessel voll Geld stehen sahen. Schnell schoben sie durch dessen Ringe die Stange, legten, niedergebückt, sie auf die Achsel und begannen aufzustehen. Da erblickten sie über sich einen Galgen, worauf ein Mann saß, der eine Kette herabrasseln ließ und rief: »Welchen soll ich nehmen, den mit dem rothen, oder den mit dem blauen Hemd?« »Ach Gott, komm, wir gehen geschwind heim!« sagte erschrocken der eine, und augenblicklich versank der Kessel, Mann und Galgen verschwanden, und nur die Ringe blieben an der Stange hängen, welche nachher zu Gotha in der Kirche aufbewahrt wurden.