135. Hexenbutter.
Ein Schneider zu Kappel unter Windeck, welcher in einem dortigen Haus arbeitete, bemerkte, daß die Frau, vor dem Butterstoßen, den Stämpel mit Salbe bestrich und dann sogleich aus wenig Rahm eine Menge der schönsten Butter gewann. Nachdem die Frau aus der Stube gegangen war, nahm er aus dem Salbbüchschen, das über der Thüre stand, etwas Salbe zu sich und begab sich, da es Sonnabend war, nach Hause. Dort schmierte er gleich den Butterstämpel mit der Salbe und ließ seine Frau mit wenig Rahm buttern, die, zu ihrem Erstaunen, alsbald einen großen Klumpen im Butterfaß hatte. Diesen zu gebrauchen oder wegzugeben verbot ihr Mann strenge und sagte ihr, unter Offenbarung des ganzen Verhalts, daß er nur einen Versuch habe machen wollen. Als er am Montagmorgen, vor Betzeit, durch den Wald ging, begegnete ihm ein Jäger mit Geißfüßen, der ihn anhielt und so anredete: »Du hast vorgestern meine Kunst geübt und mußt dich deßhalb mit deinem Blut in mein Buch hier schreiben!« Dabei hielt er ihm ein Buch und eine Feder hin. Der Schneider, ein kluger, gottesfürchtiger Mann, ritzte sich in den Finger, tauchte die Feder in das hervorquellende Blut und schrieb in das Buch, statt seines Namens, die Buchstaben der Kreuzestafel: I.N.R.I. Da ließ der Jäger, welches der Teufel war, das Buch mit Entsetzen fallen und verschwand unter fürchterlichem Gestank. Der Schneider hob das Buch auf und sah, daß es die Namen vieler [125] enthielt, die sich dem Teufel verschrieben hatten. Er brachte es dem Pfarrer zu Kappel, und dieser überlieferte es dem Feuer.