Die gute Sieben
Mündlich.
Es war einmal ein junger Knab,
Der liebt sein Schätzlein sieben Jahr,
Wohl sieben Jahr und noch vielmehr,
Die Lieb, die nahm kein Ende mehr.
Er liebte des Bauers Töchterlein,
Auf Erden konnte nichts Schönres seyn;
Die Knaben gingen ihm um sein Haus:
»Ach Bauer geb uns dein Tochter heraus.«
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»Ich geb die Tochter nicht heraus,
Ich geb ihr kein Geld, ich geb ihr kein Haus;
Ich kaufe ihr ein schwarzes Kleid,
Das soll sie tragen zur Kirch und zum Leid.«
Da reist der Knabe ins Niederland,
Da ward ihm sein Herzallerliebste krank;
Die Botschaft ihm kam: krank auf den Tod,
Drey Tag und drey Nacht redt sie kein Wort.
Und als der Knab die Botschaft hört,
Daß sein Herzliebste so krank da wär;
Da ließ er gleich sein Hab und Gut,
Und schaut, was sein Herzallerliebste thut.
Und als er in die Stub hinein kam,
Sein Herzallerliebste auf den Tod war krank:
»Seyst du mir willkommen getreuer Schatz,
Der Tod will jezt wohnen an deinem Platz.«
»Grüß Gott, grüß Gott liebs Schätzelein,
Was machst du hier im Bettelein?«
»Dank Gott, dank Gott, mein lieber Knab,
Mit mir wirds heissen fort ins Grab.«
»Nicht so, nicht so mein Schätzelein,
Die Lieb und Treu muß länger seyn;
Geht gschwind, geht gschwind und holt ein Licht,
Mein Schatz der stirbt, daß niemand sieht.«
Was zog er aus seiner Tasche mit Fleiß,
Ein Aepfelein das war roth und weiß,
Er legts auf ihren weis rothen Mund,
Schön Schätzl, bist krank, werd wieder gesund.
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Er wollt sie legen in seinen Arm,
Sie war nicht kalt, sie war nicht warm;
Sie thut ihm in seinem Arm verscheiden,
Sie thut eine reine Jungfrau bleiben.
Was zog er aus der Tasche sein,
Von Seide war es ein Tüchlein fein;
Er trocknet damit sein Auge und Händ,
Ach Gott wann nimmt mein Trauren ein End.
Er ließ sich machen ein schwarzes Kleid,
Er trugs wegen seiner Traurigkeit,
Wohl sieben Jahr und noch viel mehr,
Sein Trauren das nahm kein Ende mehr.