18. Hochzeitabend
Nun muß ich ihn lieben, nun muß ich allein,
Des göttlichen Bräutgams Verlobete seyn!
Ihn lieben ist Freude und selig genug,
Drum folg ich mit Lust dem heiligen Zug.
Was bringet die irdische Liebe als Tod?
Was wirken die fleischlichen Lüste als Noth?
Wie bald ist ein Blick der Freude vorbei?
Da sieht man wie kurz die Eitelkeit sey.
Der göttliche Funken kann nimmermehr ruhn,
Als wenn er zum Ursprung sich wieder kann thun;
Da findet er Lust, da giebt er sich ein,
Da wächset sein Licht vom lieblichsten Schein.
Und wenn er nun wächset, so mehrt sich die Kraft,
Die Gottes liebreitzendes Küssen verschafft,
Da stirbet das Fleisch, da lebet der Geist,
Der Christi Verlobte nun ewiglich heißt.
Und ist dem Verliebten nur Reinheit bewußt,
So öffnet sich rein paradiesische Lust;
Da kämpfet und siegt vereinigte Stärk,
Wird täglich erfrischt zum göttlichen Werk.
Bewegst du o Jesu den innersten Grund,
So öffnet des Glaubens erweiterter Mund;
Erfülle das Herz mit Liebe zu dir,
Und bleibe im Schmerz und Freude bei mir.
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Genug hast du Liebe, o Liebe für mich,
Drum such ich sie bei dir mein anderes Ich,
Nun sink ich in deine Vollkommenheit ein,
Ich kann nicht ohn dich, mein Leben, mehr seyn.