Uebersichtigkeit

1560-1600.


Schön wär ich gern, das bin ich nicht,
Fromm bin ich wohl, das hilft mir nicht;
Geld hilft mir wohl, das hab ich nicht,
Darum bin ich kein Buhler nicht.
Schönheit hilft mir wohl zur Buhlerey,
Schöne Gestalt macht stolz darbey;
Dich nicht verlaß auf schöne Gestalt,
Daß du nicht in Verfall kömmst bald.
Wenn ich schön wär, und hätt viel Geld,
Wär ich der beste in der Welt;
Dieweil ich aber solches nicht haben kann,
So muß ich im Elende bleiben stahn.
Frömmigkeit hat einen schlechten Platz,
Geld ist doch der Welt bester Schatz,
Frömmigkeit hilft nichts zur Bulerey,
Darum mir dasselbig verboten sey.
Hätte ich solches alles drei,
So wär mir geholfen frey;
Geldswerth hilft noch wohl,
Liebe ein jeder, was er lieben soll.
Frömmigkeit hat einen rechten Schein,
Geldswerth ist auch wohl fein,
Schön Gestalt halt dich nur werth,
Dieweil du lebest auf dieser Erd.
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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 3. Uebersichtigkeit. Uebersichtigkeit. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-0803-1