Blindes Menschenkind
1856.
O krankes, blindes Menschenkind,
Wie wehet dich des Tages Wind
Ein steuerloses Schiff im Meer
Auf wilden Wogen hin und her!
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Vom bunten Schein, der immer log,
Verlockt, du wähnst dich himmelhoch
Und weißt mit aller Kunst und List
Doch nimmer, was und wo du bist.
O sei, o werde wieder dein!
Und gleich wird dir gesunder sein;
O kehre bei dir selbst doch ein!
Da leuchtet dir der rechte Schein.
Den Schlüssel nimm der linken Brust;
Da liegt dein Schatz von Mut und Lust,
Da schließt dein Glück sich auf und zu:
Das ist dein Selbst, ja das bist du.
Da tief geheim liegt der Magnet,
Der ewig unverrücklich steht,
Der Hauch, gehaucht vom höchsten Geist,
Der ewig hin zum Himmel weist.
Das ist dein Evangelienbuch,
Das spricht zu dir wie Gottes Spruch,
Dein Angeld auf Unsterblichkeit,
Anweisung auf die Ewigkeit.
Das ist der Gottesstrahl und Blitz,
Zermalmend Trug und Lügenblitz,
Der Freudenschein und Schreckenschein,
Der zündend schlägt durch Mark und Bein.
Wo diese heil'ge Flamme brennt,
Da brennt das Licht, das Gott erkennt,
Die Heldenkraft, die Männerkraft,
Die Welten denkt und Welten schafft.
Da bete an, da kniee hin,
Da stähle frisch dir Herz und Sinn
Und schau' und sieh, ob dein Magnet
Zu seinem Nordpol richtig steht.