[78r]
An
Ein König. Hohes Ministerium
der Geistlichen, Unterrichts, und
Medizinal Angelegenheiten.

Das Schreiben Eines Hohen Ministerii vom 15ten May nebst dem inliegenden
Wechsel habe ich durch den Herrn Gesandten erhalten, und indem ich Einem
Hohem Ministerio, dafür gehorsamst danke, gebe ich mir die Ehre Hochdes.
anzuzeigen, daß ich auf das Verlangen Eines Hohen {Ministerio}, ein von
mir gemahltes Altarbild, welches für eine Kirche in Schlesien bestimmt
ist, an Hochdasselbe [abgesandt] habe. Da das Bild aber zum Kirchfeste
welches in den ersten Tagen des Septembr. fällt und wo auch der {Weibischoff}
von Breslau gegenwärtig sein wird aufgemacht werden soll, so ersuche
ich Ein Hohes Ministerium ganz gehorsamst, das Bild, nachdem dasselbe
gesehen; mit der Post, unter der Addr. des Herrn Pfarrer Gilge
zu Warthau bey Bunzlau in Schlesien
abzusenden, damit es noch
zu bestimmten Zeit dort eintrifft; zugleich bitte ich das Bild durch
[78v]durch einen Maler, aus und einpakken zu lassen, weil es, da es noch frisch ist
leicht verdorben werden kann, und sollte Pappier an einigen Stellen
angeklebt sein, so müßte dasselbe abgefeuchtet und abgewaschen werden, [auch]
muß beim einpakken wieder doppeltes Pappier gelegt werden; {vieleicht} wäre
selbst der Herr Geh. Ober Baurath Schinkel, oder der H. Maler Daehling
so gefällig die Besorgung zu übernehmen; auch bitte ich Ein Hohes Ministerium
bei Beurtheilung des Bildes darauf Rücksicht zu nehmen, daß ich das-
selbe in 20 Tagen gemacht, und auch auf den Karton nur 6 Tage verwen-
den konnte, um es zur bestimmten Zeit fertig zu machen. Weil nun der
Transport des Bildes, indem es über Berlin geht bedeutend verlängert
wird, und da sich die Spesen vermehren, indem ich es zum Theil mit der Post
senden muß damit es zur rechten Zeit eintrifft, so glaube ich mit Vertrauen
hoffen zu dürfen daß das Hohe Ministerium mir diese Kosten erleichtern
wird.

Durch die von Einem Hohem Ministerio im letzten Schreiben erhaltene
Weisung
[79r]könnte ich mich zwar von hier gleich nach Bonn begeben, da ich aber von Hause
Nachrich[t] erhalten daß mein alter Vater zweimahl sehr gefährlich krank
gewesen, und mich vor der Reise nach Bonn wieder zu sehen wünscht, so habe
ich mich entschlossen erst nach Schlesien zu reisen, weil ich gern den Wunsch
des alten Vaters erfüllen möchte ehe es zu spät wird, und da ich möglichst
eilen werde, um auch zur bestimmten Zeit in Bonn zu sein, so
g[l]aube ich der Zustimmung Eines Hohen Ministerii gewiß zu sein,
und ich habe meine Abreise von hier auf Morgen festgesetzt.

Eines Hohen Ministerii fernerer Wohlgewogenheit mich ganz unter-
thänigst empfehlend, verharre ich in tiefster Verehrung

Eines Hohen Ministerii
ganz unterthänigster Diener
Raabe

Zeichenlehrer bei der Universität
zu Bonn.
[78v][79r]
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Rechtsinhaber*in
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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2022). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 26. Juni 1821. Raabe an Kultusministerium. Z_1821-06-26_k.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.T11991/0000-001C-15CE-3