[58r]
An Ein: Königl: Hohes Ministerium
der Geistlichen, Unterrichts und
Medizinal Angelegenheiten.

Einem Königl: Hohem Ministerio habe ich die Ehre unterthänigst anzu-
zeigen, daß ich die in Neapel angefertigten Kopien nach den herkulanischen
Gemälden heute von hier nach Weimar an den Herrn Geheimen Rath
von Göthe abgesand habe, was schon früher geschehen wäre, wenn nicht bisher
durch die Unruhen in Italien die Versendungen so unsicher gewesen wären.
Nach der mir von Einem Hohen Ministerio gegebenen Weisung unter-
stehe ich mich die Preise für die angefertigten Kopien beizusetzen,
und ich glaube nicht unbescheiden zu sein, wenn ich doppelt soviel fordere
als man hier in Rom für dieselben Kopie mit Wasserfarben
auf die Kupferstiche gemahlt, den[en] noch das Verdienst der Genauigkeit
ganz fehlt bezahlt; meine Kopie aber wegen der Schwierigkeit, so leicht
behandelte Gemälde treu zu kopieren, nicht nur dreimahl soviel Zeit
[58v]kosten, {sonder} auch, weil dieselben zum Kopieren an einen andern Ort
gebracht werden mußten, mir nicht unbedeutende Auslagen {veruhr-
sacht}
haben. Da man hier für die Kopie einer der Tänzerin[nen] 3 Zech:
oder 10 r. cour: geben muß so glaube ich also 20 r. ansetzen zu können
und für eine Centauren-Gruppe, und die Verzierung mit den Pfauen
25 r. c: das wären also für die 13 Tänzerin[nen] und die 5 anderen
Kopien 385 r: wovon die 360 r: Vorschuß abgerechnet, ich noch
25 r. zu erhalten hätte. Da ich nun bei dem Beifall welche meine
Kopien wegen ihrer Treue sowohl in Neapel als auch bei den
Künstlern in Rom erhalten haben, hoffen darf, auch die Zufrieden-
heit Eines Hohen Ministerii zu erhalten, so glaube ich, mich, im
Vertrauen auf die {Gnaade} Eines Hohen Ministerii unterstehen zu
{durfen}, um fernere gnädige {Unterstitzung} zu bitten besonders
da ich des zu Michaeli beendigten Urlaubs wegen, meine Rückreise
[59r]von Rom Ende Juni antreten will, um noch einige Monathe auf
das Studium der Baukunst und Verzierungen aus dem Mittelalter, in
Oberitalien verwenden zu können, und dann wie es Ein Hohes Minister.
für nöthig erachtet, entweder über Wien nach Berlin zu kommen
oder gleich durch die Schweitz nach Bonn zu gehen. Weil ich

aber eine solche Reise unter 300 r. nicht machen kann, und auch auf
derselben wenn ich meine Zeit auf die benannten Studien ver-
wenden soll nichts verdienen kann, so würde ich dieselbe ohne eine
gnädige {Unterstitzung} nicht machen können; weßwegen ich
nochmahls wage, meine Bitte zu wiederholen, und indem ich mit
Vertrauen einer gnädigen Antwort entgegen sehe, habe ich die
Ehre in tiefster Verehrung zu verharren

Eines Hohen Ministerii
ganz unterthänigster Diener
Raabe
Zeichenlehrer bei der {Universitait}
zu Bonn.
CC-BY-NC-SA-4.0

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Rechtsinhaber*in
Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2022). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 14. April 1821. Raabe an Kultusministerium. Z_1821-04-14_k.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.T11991/0000-001C-14DA-6