[47r]
An
Des Königlichen Geheimen Staats-
und Ministers der Geistlichen- Unterrichts-
und Medicinal-Angelegenheiten
Herrn Freyherrn von Altenstein
Excellenz

(Ew.)Eure Excellenz haben durch die Hochverehrte
Verfügung vom 2ten August des vorletzten
Jahres
mich zum Repetenten für die philo-
sophischen Vorlesungen des Herrn Professor
Hegel zu ernennen
1 und mir dadurch die er-
wünschte Gelegenheit zu geben geruht mich
für einen Beruf auszubilden der mir seit ge-
raumer Zeit als der erfreulichste und als
derjenige erschienen ist, bey dessen Verfolgung
ich vorzugsweise hoffen darf, daß es mir ge-
lingen werde der Wissenschaft und dem Staa-
te ersprießliche Dienste zu leisten, so weit
solches meine Kräfte und meine Anlagen ver-
statten. - Ich habe mich, seit mir das Glück
zu Theil geworden ist zur Theilnahme an der
wissenschaftlichen Ausbildung der hiesigen aka-
demischen Jugend berufen zu werden, ei-
frig bemüht dem in mich gesetzten auf-
munternden Vertrauen zu entsprechen und
es mir zugleich fortwährend auf alle Wei-
se angelegen seyn lassen meine eigene Bil-
dung zu fördern und mich nach Kräften für
das philosophische Lehramt zu befähigen. In
wie weit es mir in diesen beyden Bezie-
hungen gelungen ist dem erstrebten
Ziele mich zu nähern, darüber mögen
[47v] (Ew.)Eure Excellenz den Bericht meines verehrten Leh-
rers, des Herrn Professor Hegel
2, zu erfor-
dern geruhen und erlaube ich mir nur noch
rücksichtlich der seit meiner Habilitation als Pri-
vatdocent an der hiesigen Universität gehaltenen
philosophischen Vorlesungen zu erwähnen, daß
ich mich dabey fortwährend einer, nach Aus-
weis des anliegenden Verzeichnisses, nicht un-
bedeutenden Anzahl von Zuhörern zu erfreu-
en gehabt und seit Michälis vorigen Jahres
mich dadurch auf Förderung des philosophischen
Studiums zu wirken gesucht habe, daß ich
in drey wöchentlichen Stunden mit kleiner[en]
Abtheilungen meiner Zuhörer besondere Exa-
minatoria über meine Vorlesungen über die
Logik und Metaphysik gehalten habe. - Da
nunmehr, mit dem Ende dieses Winterse-
mesters, die Zeit für welche (Ew.)Eure Excellenz
mich zum Repetenten für die philosophischen
Vorlesungen des Herrn Professor Hegel zu
bestellen geruht haben, abgelaufen ist, so
fühle ich mich, indem ich Höchstdemselben für
die auf meiner wissenschaftlichen Laufbahn
mir bisher zu Theil gewordene hohe Gunst
und Förderung den ehrerbietigsten Dank
abstatte, um so mehr gedrungen damit zu-
gleich den Wunsch auszusprechen, durch ei-
ne definitive Anstellung im philosophischen
Lehrfach einer Erneuerung des mir be-
reits huldreichst erwiesenen Vertrauens
gewürdigt zu werden, als ich nunmehr schon
seit länger als acht Jahren, mit weniger
[48r]Unterbrechung und mit Verwendung meines
geringen väterlichen Erbtheils, dem öf-
fentlichen Dienste meine Kräfte ge-
widmet, zweymal für das Vaterland
die Waffen getragen, demnächst fast drey
Jahre hindurch unentgeltlich in der Civil-
verwaltung gedient habe und mich über-
dieß, da ich das dreißigste Jahr bereits
zurückgelegt, jetzt in einem Alter be-
finde, daß eine fixierte Existenz in dem
Stande für welchen ich mich auf immer be-
stimmt habe, mir im hohen Grade wünschens-
werth erscheinen muß. - Unter diesen
Umständen, und mit dem festen Verspre-
chen, daß ich zu Vorbereitung eines rein
wissenschaftlichen Geistes und einer dem
Staate und der gesetzlichen Ordnung er-
gebenen sittlichen Gesinnung unter der
akademischen Jugend mitzuwirken, auch
ferner alle meine Kräfte aufbieten wer-
de, wage ich es mich (Ew.)Eure Excellenz
mit dem Gesuch um Hochgeneigte Conferierung
einer außerordentlichen Professur bey der philo-
sophischen Fakultät der hiesigen Universität

vertrauensvoll zu nahen und verharre
ich ehrerbietigst

(Ew.)Euer Excellenz
  ganz unterthäniger Diener.
Leopold von Henning
Dr. Phil.
Berlin den 3ten Aprill
1822
.
(Friedrichsstraße
Nr: 161, drey Trep-
pen hoch).
[49r]

Verzeichnis
derjenigen welche im Winter-Halbenjahre 1821/22
die Vorlesungen des Dr. von Henning
über
die Logik und Metaphysik
besuchen.

Nr.Vor- und ZunamenHeimath.Bemerkungen.


a. Philosophische Facultaet
1.Ludwig PersiusAltmark
2.N. SteuerPohlen.
3.T. v. SczanieckiPohlen.
4.Adolph RaetzschPohlen.
5.Otto v. HenningGotha.


b. Theologische Facultät.
1.Carl Wilh. WagnerPommern.
2.C. LudwigBrandenburg.
3.KeyserBrandenburg.
4.Linkedesgl.


c. Juristische Facultaet.
1.Leopold WildegansPosen.
2.Carl Anton MärkerCoblenz.
3.Wilhelm FlinBerlin.
4.Julius SabarthPohlen.
5.August HübnerSchlesien.
6.Gustav Heinr. FassangSchlesien.
7.Carl Wilhelm v. ReibnitzSchlesien.
8.Emil v. ReibnitzSchlesien.
9.C. SzarbinowskiPosen.
10.J. MathiasRussland.
11.Heinrich HothoBerlin.
12.F. BieganskiPohlen.
13.J. ZboronskiPohlen.
14.Moritz MüllerPosen.
15.Domenicus v. ReykouskiPohlen.


c. Medicinische Facultät.
1.WilkenBrandenburg.Dr. Med.
2.AlbrechtSchweitzDr. Med.
3.Walt RiesHamburg.
4.K. ThalheimPosen.
5.H. A. PauliBrandenburg
6.KöhlerPohlen
7.HesseThüringen.
Leopold v. Henning.
Dr. Phil.
[50r]

Verzeichnis
derjenigen welche im Winter-Halbenjahre 1821/22
die Vorlesungen des Dr. von Henning
über
die philosophische Propaedeutik
besuchen.

Nr.Vor- und Zunahme.Heimath.Bemerkungen.


a. Philosophische Facultaet
1.Friedr. Carl Otto RichterPommern.
2.Alexander SchönamgruberRussland.
3.E. v. CzarnowskiBaiern
4.L. v. StablewskiPohlen.
5.C. FerberPosen.
6.MoldenhawerWestpreussen
7.Ludwig Massuckdesgl.
8.Ludwig PersiusBrandenburg.


b. Theologische Facultaet.
1.Joh. Gust. W. KropatscheckBrandenburg
2.Elsnerdesgl.
3.Friedr. Aug. SenkelSchlesien.
4.Georg RathgeberGotha.
5.Alexander SchmidtMagdeburg.


c. Juristische Facultaet.
1.Gustav Heinr. FassangSchlesien.
2.SanzoriSchweitz.
3.Aug. HübnerSchlesien.
4.Friedr. Schmiedeldergl.
5.HohnhorstBrandenburg.
6.Joh. ZweigertPommern.
7.Aug. Wilh. CallinSchlesien.
8.SzarbinowskiPosen.
9.Julius OehmeLausitz.
10.Vincenz PlantaSchweitz.
11.v. PiperNeumark.


c. Medicinische Facultaet.
1.E. v. QuerfeldRussland.
2.CohenEnglandDr. Med.
3.W. C. v. SieboldWürzburg.
Leopold von Henning.
Dr. Phil.
Notes
1
Mit Schreiben vom 2. August 1820 (GStA I. HA Rep. 76, Vf Lit. H Nr. 10, Bl. 24v) hatte Altenstein von Henning geschrieben, das Ministerium wolle „Ihr bisheriges Privatverhältniß als Repetent des Herrn usw. Hegel hiedurch zu einem öffentlichen machen“ und bewillige dafür ein Gehalt von 400 Talern.
2
Zeitgleich mit der Ernennung von Hennings zum Repetitor war Hegel beauftragt worden, „den Repetitionen des H. v. Henning eine besondere Aufmerksamkeit zu widmen, und halbjährlich über seine desfalsige Wirksamkeit zu berichten“. Dies tat er in Z 2. April 1821, Z 26. Oktober 1821 und Z 30. März 1822.
3
Gesamtzahl der Studenten.
4
Gesamtzahl der Studenten.
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Rechtsinhaber*in
Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2022). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 3. April 1822. Von Henning an Altenstein. Z_1822-04-03_k.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.T11991/0000-001C-173D-5