[...] Heute ging ich noch einmal zu Goethe um Abschied zu nehmen. [...] [55] [...] Heute ließ sich Goethe wieder von Euch erzählen, und fragte mich unter andern, ob Vater und Hegel noch zusammen umgingen? Als ich sagte, sie sehen sich gar nicht, meinte er, in Nürnberg waren sie viel zusammen erinnere ich mich; ich antwortete hierauf, dies sey allerdings der Fall gewesen, aber ihr Verhältnis sey schon in Nürnberg ein anderes geworden, worauf Goethe meinte, verschiedene Meinungen und Ansichten brächten zuweilen auseinander und veränderten äußerlich die Verhältnisse, was denn bey Gelehrten leichter der Fall sey. Mit größter Leichtigkeit ging er hiervon zu der Frage über, mit wem der Vater vorzüglich in Berlin umginge? Ich nannte Weiss und fügte hinzu, daß dieser Umgang in wissenschaftlicher Hinsicht Interesse für den Vater habe, und gegenseitigen Austausch von Dingen, die für beide interessant wären, veranlasse, worauf er erwiederte, ganz richtig liebes Kind, das ist allerdings der erfreulichste Umgang, und das muß hier auf hübsche Weise der Fall seyn. Ich nannte dann noch einige, die der Vater sieht, erzählte ihm überhaupt noch einiges von Berlin, Allgemeines heißt das, und blieb etwa 1/2 Stunde. Vom Tod des Großherzogs war nicht die Rede, [...] Die Todesnachricht hatte ihn sehr erschüttert. [...] [56] [...] Nun aber genug von Goethe, ich war ausführlich, aber ich glaube, es wird dem Vater recht sein. [...]
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- Zitationsvorschlag für dieses Objekt
- TextGrid Repository (2022). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 19. Juni 1828. Emilie Seebeck an Juliane Seebeck (Auszug). Z_1828-06-19_p.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.T11991/0000-001C-1FC9-E