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Meyer bedient sich gegenwärtig, auf dringenden Rath, des Badener Wassers bey Zürich, ich weiß kaum, ob ich ihn hier erwarten werde, und so hat denn freylich der Hoffnungs-Blick auf das Berliner Freundes-Bild ein ziemlich blasses Ansehn. Lassen sie uns den August erwarten und sehen was uns bestimmt ist.
[198]Sollte es uns besser gehen als dem heiligen Apostel? welcher sagt: als ich jung war ging ich wohin ich wollte, jetzt da ich alt bin nöthigt man meine Wege.
Von meinen jungen Leuten dagegen kann ich nur Erfreuliches melden, sie paßten zusammen und wenn sie sich auch nicht liebten. Das dritte Wesen übt seine vermittelnden Kräfte, sie genießen ihre guten Zustände in Weimar, und wünschen nichts mehr, als daß ich sie mit ihnen theilen möchte. Eben besuchen sie mich und grüßen zum schönsten.
Herrn Minister v. Altenstein empfehlen Sie mich zum dringendsten. Von jeher habe ich dessen Einsichten und Anteil, wovon mir so viel zu Gute kam, höchlich verehrt, und es schmerzt mich solchen Winken gegenwärtig nicht folgen zu können. Lassen Sie uns abwarten, was das Spätjahr bringen kann.
Von mannigfacher Tätigkeit in Berlin vernehme ich gar Vieles. Hier sind wichtige Zwecke, bedeutende Mittel und productive Kraft genug um hiernach Plane zu entwerfen, und die Ausführung zu leiten. Möge alles zum besten und erfreulichsten gedeihen.
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Die Lehre von den entoptischen Farben denke ich im nächsten Hefte abermals um eine Stufe heraufzuheben. Ich habe gar hübsche Analogien gefunden, wodurch sich diese Erscheinung, die erst ganz isolirt dastand, daß man neue Hypothesen ausklügeln mußte, sich immer gelenker und bequemer an das Bekannte schließt. Daß Sie Ihre Arbeiten in diesem Fache nicht fortsetzen konnten, thut mir sehr leid; denn wenn Sie solche nicht bis zu einem Grad zum Abschluß führen, so laufen wir Gefahr daß sie sich in's allgemeine verlieren und ohne Dank aufgespeist werden. Je länger man sich in diesem wissenschaftlichen Wesen und Treiben umsieht, je weniger darf man hoffen, daß irgend etwas zusammentreffendes, zusammenbrennendes sich sobald zeigen werde. Jedermann urtheilt nach andern Prämissen, oder urtheilt anders nach ebendenselben.
- Rechtsinhaber*in
- Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek
- Zitationsvorschlag für dieses Objekt
- TextGrid Repository (2022). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 8. Juni 1818. Goethe an C. L. F. Schultz. Z_1818-06-08_d.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.T11991/0000-001C-0E6B-C